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Landeshauptstadt: Bieten für die Spieluhr

Bürgerverein „Freies Tor“ lud zur Grafik-Versteigerung ein und sorgt sich um das Stiefkind Charlotte

Wer will mitsteigern? Es geht um die Rekonstruktion der Spieluhr an der Ecke Brandenburger Straße/Torvorplatz. Der Verein „Freies Tor“ hat zu dieser Aktion eingeladen und es sind am Dienstagabend eine ganze Reihe von Interessenten gekommen. 2007 war die Uhr abgebaut und zur Restaurierung in die Spezialwerkstatt Klaus Ferner nach Meißen geschickt worden. Nun soll sie so schnell als möglich zurückkehren. Deshalb die Versteigerung.

Die Spieluhr, entworfen vom leider viel zu früh verstorbene Maler und Grafiker, dem Fontanepreisträger Gottfried Höfer, wurde 1973 aufgestellt. Sie zeigte bis 1990 die Zeit an und ein Meißner Porzellan-Glockenspiel intonierte jede volle Stunde das Frühlingslied von Hanns Eisler. Im Wendejahr wurde sie zum Treffpunkt der ersten spontanen Demonstration in Potsdam. Am 7. Oktober 1989 formierte sich hier der Demonstrationszug unter dem Motto „Genug geschwiegen“. Die Kosten für Wiederherstellung und den Neuaufbau der Uhr werden mit 25 000 Euro beziffert. Die Stadt wird 6000 Euro dazugeben und hat zudem schon 4000 Euro Spenden eingesammelt. Durch Vereinsaktivitäten soll weiteres Geld dazukommen.

Am Dienstag hatte Ute Samtleben, langjährige Lebensgefährtin Gottfried Höfers, Galeristin und Mitglied des Vereins, Grafiken mit Wendethematik zur Verfügung gestellt. 885 Euro wurden insgesamt eingenommen. Den höchsten Preis von 250 Euro erzielte ein satirisches Blatt von Wolf- Dieter Pfennig. Eine Oberstudienrätin im Ruhestand spendete zudem noch 20 Euro. Auch im neuen Jahr will der Verein in Sachen Spieluhr nicht locker lassen. Wie Vereinsvorsitzende Ellen Chwolik-Lanfermann (FDP) verriet, wird bei frühlingshaftem Wetter am Standort der Uhr ein Infostand aufgebaut, der auf die grafischen Besonderheiten des Kunstwerkes aufmerksam macht. Die dort abgebildeten Gebäude werden dann als Reproduktionen verkauft, ebenso das Eislersche Frühlingslied auf einer CD. Außerdem sollen Literaturlesungen und Kunsttreffs stattfinden, um weiteres Geld für die Uhrenrestaurierung einzuspielen.

Kunst und Lebenskultur waren am Dienstagabend beim Treff im neuen Galeriecafé „11line“ in der Charlottenstraße/Ecke Hermann-Elflein-Straße generell die wichtigsten Gesprächspunkte. Der Verein setzt sich auch 2009 dafür ein, aus dem Stiefkind Charlotte(nstraße) eine attraktive Touristenmeile zu machen. Dazu könnten weitere Galerien und Geschäfte beitragen. Den Ausbau des Straßenstücks zwischen Stab- und Dortustraße, die dort aufgestellten Schinkelleuchten und neuen Straßenbäume begrüßte Chwolik-Lanfermann als gelungen und hofft, dass es so weitergeht. Dringenden Verschönerungsbedarf sieht sie auch in der Jägerstraße und auf dem Luisenplatz. Um dort den „Kasernencharme“ zu mildern, möchte sie die verantwortlichen Architekten zu einem Gespräch einladen. dif

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