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Gemischte Gruppen. Ein Projekt der Potsdamer Universität unterstützt Schüler mit verschiedener Herkunft beim Lernen.

© David Heerde

Von Sophia Sabrow: Bilaterales Lernen

Potsdamer Studenten geben Förderunterricht für Schüler mit Migrationshintergrund

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Dass Kinder mit Migrationshintergrund statistisch gesehen schlechtere Schulabschlüsse erzielen, ist lange bekannt. Und es ist auch nicht verwunderlich. Sprechen die Eltern zu Hause vorwiegend ihre Muttersprache, leiden die Deutschkenntnisse der Kinder. Das wirkt sich auch auf andere Fächer aus. Mangelhafte Leistungen im Bildungsbereich führen wiederum zu schlechteren Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Frustration, Abgrenzung, Gewaltbereitschaft sind nicht selten die Folge.

Mit dem Modell „Förderunterricht“ versucht die Universität Potsdam an der Wurzel der Integrationsproblematik, den geringeren Bildungschancen der Migrantenkinder, anzusetzen. Bei dem Projekt erhalten Schüler mit Migrationshintergrund, deren schulische Leistungen mangelhaft sind, kostenlosen Förderunterricht von Potsdamer Lehramtsstudenten. Das 2005 ins Leben gerufene Vorhaben richtet sich an Schüler der 5. bis 10. Klasse im Umkreis von Potsdam. Der Förderunterricht soll sie vor allem im Umgang mit sprachlichen Konzepten und Fachbegriffen schulen. Bei Bedarf unterrichten die Studenten aber auch andere Fächer oder helfen bei den Hausaufgaben.

Das Projekt „Förderunterricht für Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund“ wurde drei Jahre lang von der in Essen ansässigen Stiftung Mercator für 36 Standorte in ganz Deutschland finanziert. Nun stellt die Mercator-Stiftung 15 Standorten für weitere zwei Jahre Unterstützung in Aussicht. Allerdings nur unter der Bedingung, dass die Projekte für diese Zeit von der Kommune oder dem Ministerium gegenfinanziert werden. Dahinter steht die Hoffnung, dass die durch die Gelder in Gang gesetzten Projekte danach allein mit staatlichen Mitteln weiterlaufen können. Die Universität Potsdam will dazu mit dem Bildungsministerium ein entsprechendes Konzept ausarbeiten und versuchen, den Förderunterricht im Land Brandenburg zu verstetigen. „In den letzten drei Jahren sind wertvolle Kooperationsbeziehungen mit den Schulen entstanden. Es wäre schade, wenn diese Strukturen wieder zerfallen würden“, erklärt die Professorin Agi Schründer-Lenzen, die das Förderprojekt in Potsdam leitet.

Eine von der Stiftung Mercator in Auftrag gegebene Studie über alle Projektstandorte ist vielversprechend. So hätten sich 70 Prozent der Förderschüler mit anfangs mangelhaften und ungenügenden Zensuren um mindestens eine Note verbessern können. „Natürlich profitieren nicht alle Schüler von dem Förderunterricht“, erklärt Schründer-Lenzen. „Aber diejenigen, die bereit sind, auch nachmittags noch etwas für die Schule zu tun und Lehrer zu respektieren, die sie nicht mit schlechten Noten bestrafen können, zeigen deutliche Fortschritte.“

Die Stärke des Projekts sieht Professorin Schründer-Lenzen vor allem im bilateralen Lernerfolg. Denn auch die Studenten würden sehr von dem Unterricht profitieren. „Sie sammeln dort wichtige Erfahrungen im Umgang mit ethnisch gemischten Gruppen.“ Potsdamer Lehramtsstudenten, die sich im zweiten Teil ihres Studiums befinden und bereit sind, sich für ein Jahr für den Förderunterricht zu verpflichten, können an dem Projekt teilnehmen. Sie werden von Dozenten und Fachkräften aus der Universität für den Förderunterricht ausgebildet und erhalten auch während ihrer Unterrichtstätigkeit ein begleitendes Coaching, bei dem sie Hilfestellung und Ratschläge ersuchen können.

„Die Studenten sind hinterher sehr glücklich, dass sie an dem Projekt teilgenommen haben. Sie haben dadurch Gelegenheit, zu prüfen, ob sie sich für das richtige Studium entschieden haben“, erklärt Projelktleiterin Schründer-Lenzen. Außerdem würden sie professionelle Kompetenzen erwerben und innovative Methoden im Umgang mit heterogenen Schülergruppen erproben. Fähigkeiten, mit denen sie im späteren Berufsleben einen Beitrag zur Integrationsarbeit leisten können.

Sophia Sabrow

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