Landeshauptstadt: Bild auf Zeit
Kunst muss nicht teuer sein: Die Stadt- und Landesbibliothek verleiht auch Grafiken, Ölgemälde und Fotografien. Mehr als 450 Werke zumeist regionaler Künstler umfasst die Sammlung
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Egal ob eine Landschaftsansicht, das Porträt der Mutter oder eine Aktzeichnung – für kunstbegeisterte Menschen ist es ein besonderer Genuss, echte Werke an die Wand hängen zu können. Dabei spielt es oft keine Rolle, ob der Künstler einen großen Namen hat oder nicht. Allerdings ist die Investition in Kunst für den Hausgebrauch mit dem mehr oder weniger tiefen Griff in den Geldbeutel verbunden, die Entscheidung für ein Werk will daher gut überlegt sein. Es sei denn, man leiht die Werke nur: Möglich ist das in der Artothek der Potsdamer Stadt- und Landesbibliothek Am Kanal.
Dort hat man seit der Neueröffnung im September letzten Jahres wieder die Möglichkeit, sich Kunstwerke für drei Monate auszuleihen und damit sein Heim auf Zeit zu verschönern. „Es ist ein kleiner Schatz, den wir hier im Haus anbieten“, sagt Bibliothekschefin Marion Mattekatt. „Er bereichert und ergänzt unseren Bestand an Kunstbildbänden und Filmen auf besondere Weise.“
Seit Anfang der 1980er-Jahre existiert die Kunstabteilung der Stadt- und Landesbibliothek schon. Aktuell umfasst sie mehr als 450 Werke von etwa 150 Künstlern – darunter zum Beispiel Lokalgrößen wie Rainer Ehrt, Angela Hampel, Alfred Schmidt und Christian Heinze. Vertreten ist ein breites Spektrum von Grafiken, Zeichnungen und Aquarellen, aber auch Fotografien und Ölgemälden. „Gerade in den 90er-Jahren haben wir viel angekauft“, sagt Stefanie John, die zuständige Bibliothekarin und Lektorin für Kunst. „Dazu kommen noch zahlreiche Schenkungen von Künstlern, die unsere Sammlung immer wieder bereichern.“
Zu diesen Schenkungen gehören unter anderem auch Werke von Werner Buricke – der langjährige Potsdamer Stadtplaner wohnt heute in Fichtenwalde – und vom Potsdamer Grafiker Wolf-Dieter Pfennig, der 1995 mit dem Toulouse-Lautrec-Preis ausgezeichnet wurde. Werke beider Künstler sind momentan in der Ausstellung „Kunst zum Leihen – die Artothek der Stadt- und Landesbibliothek“ im Erdgeschoss des Bildungsforums zu sehen, in der verschiedene Werke der Artothek präsentiert werden.
Solche Werbemaßnahmen für den Kunstverleih sind nötig. „Viele Leute wissen gar nicht, dass die Artothek überhaupt existiert“, sagt Stefanie John. Selbst Potsdamer, die das Angebot früher genutzt hätten, müssen erst wieder daran erinnert werden, dass die Artothek seit September wieder geöffnet hat – während der dreijährigen Bauphase am Bildungsforum gab es sie nicht.
Der Grafiker Wolf-Dieter Pfennig ist selbst seit vielen Jahren Nutzer der Bibliothek und ein Fan der Artothek. „Viele meiner Bilder werden von literarischen Themen inspiriert“, berichtet der Künstler: „Von daher finde ich die Artothek ganz wunderbar und unterstütze sie auch weiterhin mit viel Freude.“ Derzeit befinden sich 49 seiner Kunstwerke in der Sammlung der Bibliothek – eine besonders große Auswahl. Von anderen Künstlern ist auch schon mal nur ein Werk vorhanden.
Eine Statistik über die beliebtesten Werke führt die Bibliothek nicht. Wohl aber einen Katalog: In vier dicken Ordnern ist jedes Kunstwerk mit einer Miniaturabbildung, dem Titel, dem Entstehungsjahr, Angaben zur Technik und zur Originalmotivgröße verzeichnet. Da die Bilder, die haupsächlich von regionalen Künstlern aus Potsdam und dem Land Brandenburg stammen, für die Ausleihe extra gerahmt werden, gibt es außerdem eine Angabe zu der Rahmengröße.
Die meisten der vorhandenen Werke kann man sich auch in der Artothek selber – die sich im Obergeschoss über der Cafeteria befindet – ansehen. In mehreren Regalschüben stehen sie dort zum Durchblättern und Bestaunen. Manche hängen auch an der Wand.
„Natürlich können wir nicht alle Bilder dort platzieren“, erklärt Lektorin Stefanie John. Ein Online-Katalog für die Kunstsammlung sei momentan in Arbeit: „Darin soll dann auch jedes Werk mit Abbildung erfasst werden.“
Hat man sich für ein Bild entschieden, kann man es ganz normal über den Benutzerausweis ausleihen. „Man muss für die Bilder keine Extraversicherung abschließen“, erklärt Bibliothekschefin Marion Mattekatt: „Da vertrauen wir unseren Nutzern schon – und bisher haben wir auch noch keine schlechten Erfahrungen damit gemacht.“
Innerhalb einer Woche wird das Bild dann gerahmt und ist fertig zum Mitnehmen. Derzeit sind etwa 200 Kunstwerke ausgeliehen. „Das ist ein ganz guter Schnitt, wenn man bedenkt, dass die Artothek erst seit September wieder in Betrieb ist“, sagt Marion Mattekatt: „Aber wir hoffen natürlich, dass bald noch viel mehr Leute das Angebot nutzen.“
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