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Landeshauptstadt: Bilder aus der Schulgeschichte

Mit einer Revue feierte die Wilhelm-von-Türk-Schule ihr 50-jähriges Bestehen

Mit einer schmissigen, im besten Sinne bühnenreifen Revue „Da hat vor 50 Jahren noch niemand dran gedacht“ feierten Lehrer und Schüler gestern Nachmittag die fünf Jahrzehnte Bestehen der Potsdamer Hörgeschädigtenschule. Von der an die Anfangszeiten der Übertragungstechnik erinnernden ersten „Vielhöreranlage“ aus der Nachkriegszeit über Altstoffsammlungen, Pionierappelle und die DDR-Unterrichtspraxis (unter der zweideutigen Devise „Wir wollen immer gern hören!“) bis in die jüngste, auch durch hochwertige Hörhilfen wie das Cochlea Implantat (CI) gekennzeichnete Zeit wurde die Schulchronik szenisch und tänzerisch umgesetzt, von Elvis Presley über die Fanfare zum Pionierappell und Frank Schöbel bis Herbert Grönemeyer immer begleitet von der Musik jener Jahre. Dazu erschienen an einer Bildwand historische Aufnahmen.

Zu den rund 300 stürmisch applaudierenden Gästen zählten Ministerpräsident Matthias Platzeck, Bildungsminister Holger Rupprecht und Oberbürgermeister Jann Jakobs. Platzeck bezeichnete die Einrichtung „als Schule, wie wir sie uns vorstellen“, und das gelte für die gesamten 50 Jahre. Hochengagierte Lehrer, Eltern und Schüler hätten ein starkes Gemeinschaftsgefühl entwickelt, das den Ertaubten und Hörgeschädigten aus ihrer schwierigen Situation heraus einen erfolgreichen Lebensweg ermögliche. Holger Rupprecht nannte dafür als Beispiel Patrick Schulz, der inzwischen an der Sportschule ist und zu den hoffnungsvollen Mittelstreckentalenten der deutschen Leichtathletik gehört. Zahlreiche andere Schüler konnten auf ein Gymnasium wechseln und üben heute anspruchsvolle Berufe aus.

Die Schule war am 12. Januar 1956 in Dachräumen der damaligen „Finkenschule“ am Brauhausberg eingerichtet worden. Sechs Lehrer unterrichten 33 Schüler. 35 Jahre vergingen, ehe die Einrichtung über Zwischenstationen in der jetzt vom Abendgymnasium genutzten Großen Stadtschule und den „SaGo“-Baracken bei Wilhelmshorst 1991 in einen Neubau am Bisamkiez einziehen konnte. Heute werden hier 128 Schüler unterrichtet. Angeboten werden der Bildungsgang der Grundschule und der Sekundarstufe I (7. - 10 Klasse). Außerdem dient sie als Allgemeine Förderschule für stärker geschädigte Kinder. Gleichzeitig ist sie als einzige Einrichtung ihrer Art aber auch überregionale Beratungsstelle für das ganze Land Brandenburg, so zur Frühförderung und zur Integration von Schwerhörigen in Klassen an Regelschulen.

Seit dem Jahr 2000 trägt die Einrichtung den Namen des Schulreformers und Schulrates Wilhelm von Türk (1774 - 1846), der sich während seiner Tätigkeit in Potsdam auch für die Förderung von verwaisten, sozial benachteiligten und behinderten Kindern eingesetzt hatte. Für die Türk-Stiftung würdigte gestern Pfarrer M. Fiedler, dass sich die Hörgeschädigtenschule dem Vermächtnis des bedeutenden Pädagogen verpflichtet sieht. Er übergab eine Freischachanlage als Geschenk an Schulleiterin Uta Kapp.

Zum Jubiläum hat das Lehrerkollegium eine Festschrift herausgebracht, in denen ehemalige Pädagogen und Schüler in Zeitzeugenberichten den 50-jährigen Weg der Einrichtung schildern. Sie kann von der Schule bezogen werden.

Erhart Hohenstein

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