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Vortrag über nonverbale Kommunikation am HPI

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Vortrag über nonverbale Kommunikation am HPI Warum hat Bush die Wahl gewonnen? Vielleicht hat der weise Rat seiner PR-Manager, nach den Wirbelstürmen in Florida die Betroffenen vor Ort aufzusuchen, dazu beigetragen. Diese Bilder hat die ganze Nation gesehen, sie signalisierten: der Präsident nimmt Anteil. Bilder erzählen Geschichten und rufen Assoziationen hervor, die viel wirkungsvoller sind als vorgetragene Parteiprogramme. Die Körpersprache eines Menschen entscheidet, ob sein Gegenüber ihn sympathisch oder kompetent findet noch bevor er die verbale Botschaft verstanden hat. Als bei einer Umfrage 150 Politikern aus verschiedenen Ländern mehrere Eigenschaften zugeordnet werden sollten, landete Oscar Lafontaine auf Platz 150 – seine Kopf- und Händebewegungen machten auf die Befragten einen äußerst unangenehmen Eindruck. Diesen Phänomenen ging Prof. Dr. Krystina von Niewiadomski-Kauffmann in ihrem Vortrag „Nonverbale Kommunikation und die Bildung der öffentlichen Meinung“ nach, der vergangene Woche von der Konrad-Adenauer-Stiftung am Hasso Plattner Institut (HPI) veranstaltet wurde. Die Referentin konzentrierte sich auf Bildbotschaften. Ein Mensch sieht nicht alles um ihn herum, sondern nur das, was er für wichtig hält. So fällt einem Betrachter der Gesichtsausdruck auf, dem anderen die Schuhe. Was genau wahrgenommen wird, ist von persönlicher Erfahrung und kultureller Zugehörigkeit abhängig. Visuelle Eindrücke werden den im Gehirn abgespeicherten Schemata zugeordnet. Diese sind fest mit bestimmten Emotionen verbunden. Man kann zwar anschließend das Wahrgenommene beschreiben und darüber nachdenken, das Gefühl des ersten Eindrucks wird man aber nicht los. Der frühere marokkanische König Hassan II hat jeglichen Kontakt zu dem damaligen israelischen Regierungschef abgebrochen, weil er seine Körpersprache als aggressiv empfand. Hier verursachten verschiedene kulturelle Konventionen Missverständnisse. Es steht viel auf dem Spiel, denn die Wirkung von Bildern ist gewaltig. Unbeherrschte Gesten liefern bisweilen gefährliche Schnappschüsse. Mit entsprechenden Kommentaren können die Medien das Publikum manipulieren. Daher werden Politiker darin geschult, ihre Mimik und Gestik zu beherrschen. Mit wenig Erfolg, findet die Professorin. Nonverbale Reaktionen sind gespeichert und werden automatisch abgerufen. Mit anderen Worten: der Körper reagiert schneller als das Gehirn und nach einer Woche ist das Training vergessen und gewohnte Verhaltensmuster brechen wieder durch. Die Referentin, gebürtige Polin, studierte Medizin und beschäftigte sich jahrelang mit der medizinischen Grundlagenforschung in verschiedenen Ländern. Über Biopsychologie und Psychologie verlagerte sich ihr Schwerpunkt schließlich auf die Kommunikationswissenschaft. Heute beschäftigt sich die Wissenschaftlerin mit psychosomatischen Problemen arbeitsloser Akademiker und bietet Schulungen im Bereich der Kommunikationslehre an. Sie versucht, die Stärken des Menschen herauszukehren, denn „wenn man nur die Schwächen unterdrückt, brechen sie verstärkt durch“. Seit kurzem lebt die Professorin mit ihrem Mann in Caputh. Katharina Sekareva

Katharina Sekareva

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