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Privatisierung gescheitert: Biosphäre feiert Zehnjähriges – und bleibt wohl städtisch

Mit Riesen-Geburtstagstorte, Akrobatik-Show und Songs von und mit Clemens Maria Haas begeht die Biosphäre im Bornstedter Feld am Samstag, dem 20. Oktober, ihr zehnjähriges Bestehen.

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Bornstedter Feld –  Ein Plakat mit dem faszinierenden Porträt des Rotaugenfrosches aus Costa Rica will die Besucher an diesem Tag in die „geheimnisvolle Tropenwelt vor den Toren Berlins“ locken. Das Glücksrad am Eingang verspricht freien Eintritt oder mit vier beziehungsweise zwei Euro reduzierte Preise.

Die Tropenwelt existiert seit der Bundesgartenschau 2001, doch das erste Jahr als Blumenhalle zähle nicht, sagt Geschäftsführer Eckhard Schaaf. Seine Gesellschaft, eine hundertprozentige Tochter der städtischen Pro Potsdam GmbH, ist seit fünf Jahren Trägerin der Einrichtung, die einst für 29 Millionen Euro errichtet wurde. Der Vorgänger musste 2007 wegen Zahlungsunfähigkeit aufgeben. „Heute sind wir viel, viel mehr als eine Biosphärenhalle“, sagt Schaaf. Neben dem Erleben der Tropenwelt stünden Lernen und Erfahren im Vordergrund. Mit pädagogischen Programmen könne jeder, besonders Schülerinnen und Schüler, lernen, was Nachhaltigkeit beim Umgang mit der Natur bedeute.

Zum Geburtstag gibt es von 10 bis 22 Uhr ein umfangreiches Programm. In jeder Stunde ist ein neuer Erlebnispunkt vorgesehen. Die „Flying Arts“ treten zum ersten Mal um 14 Uhr mit ihrer Luftakrobatik auf und noch einmal am Abend mit einer Show aus Licht, Musik und Feuer. „Alle werden ihren Spaß auf dem tollen Fest haben“, verspricht Schaaf. Um 16 Uhr werde die große Geburtstagstorte mit einem Überraschungsgast angeschnitten: 1,40 Meter lang, einen Meter tief auf vier Ebenen, dazu reich verziert und schmackhaft, wirbt Schaaf.

Die Jubiläumsfeier lässt sich das Biosphären-Team durch die aktuellen Diskussionen um die Betreiberschaft offenbar nicht verderben. Die Stadt hatte schon vor Jahren eine Ausschreibung gestartet, um die Tropenhalle zu privatisieren. Grund sind die erheblichen Zuschüsse, die die Stadt für den Betrieb der Halle zahlen muss und die den Potsdamer Haushalt belasten. Die Rede ist von jährlich 1,7 Millionen Euro. Biosphären-Chef Schaaf sagt dazu: „Ich kenne diese Zahl nicht.“ Auf die Nachfrage, ob der Zuschuss größer oder geringer sei, sagt er: „Auf jeden Fall geringer.“ Zur Suche der Stadt nach einem privaten Betreiber äußert der Geschäftsführer: „Die Ausschreibung hat offenbar ergeben, dass es niemanden gibt, der etwas Besseres anbietet als das, was wir machen.“ Und: „Die Hoffnung, dass jemand mit einem großen Geldsack kommt, können wir begraben.“

Dem Vernehmen nach war zuletzt ein Dino-Park-Betreiber im Bewerber-Rennen um die Biosphäre verblieben. Nach dem Vorbild von zahlreichen bereits existierenden Saurier-Erlebnisparks etwa auf Rügen oder im Saarland sollte ein Freilichtmuseum unter Einbeziehung der Halle entstehen. Dazu wären erhebliche Grundstücks-Zukäufe notwendig geworden. Ein Betreiber einer Krokodil-Farm hatte zuvor wegen der hohen Betriebskosten sein Interesse aufgekündigt.

Eine für November angekündigte Behandlung der „Biosphären-Frage“ in der Stadtverordnetenversammlung sieht Schaaf gelassen. „Das kann sich zeitlich hinziehen.“ Schließlich müsse die Vorlage in den Fachausschüssen des Stadtparlaments behandelt werden. Erst im Jahre 2017 sei die Stadt wieder völlig frei in ihrer Entscheidung, weil dann die Bindung an den Förderzweck der einstigen Buga-Halle auslaufe. Vorher müssten bei einer neuen Nutzung Fördergelder – es flossen 21 Millionen Euro vom Land – anteilig zurückgezahlt werden. Schaaf sagt: „Wir haben die Biosphäre vor fünf Jahren übergangsweise übernommen und wenn es erforderlich ist, machen wir weiter bis 2017.“

Günter Schenke

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