Landeshauptstadt: Biosphäre soll sich verändern Wer will ein Tropenhaus betreiben? Potsdam nicht
Das Tropenhaus Biosphäre in seiner jetzigen Form steht vor einer ungewissen Zukunft. Bis zu einer Million Euro muss die Stadt Potsdam im kommenden Jahr in den Betrieb der touristischen Attraktion investieren, um den laufenden Betrieb abzusichern, sagte Bürgermeister Burkhard Exner gestern.
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Das Tropenhaus Biosphäre in seiner jetzigen Form steht vor einer ungewissen Zukunft. Bis zu einer Million Euro muss die Stadt Potsdam im kommenden Jahr in den Betrieb der touristischen Attraktion investieren, um den laufenden Betrieb abzusichern, sagte Bürgermeister Burkhard Exner gestern. Zwar werde die Stadt die im Januar 2006 in Insolvenz geratene Betreibergesellschaft aus der Insolvenzmasse kaufen, jedoch soll das Tropenhaus bis spätestens Ende 2008 an einen privaten Betreiber übergeben werden.
Selbst betreiben wolle die Stadt das zur Bundesgartenschau 2001 gebaute Glasgebäude im Volkspark nicht. Der Betrieb durch eine städtische Firma ab 2009 sei aber auch nicht auszuschließen, erklärte Horst Müller-Zinsius als Geschäftsführer des Entwicklungsträgers Bornstedter Feld, der auch den Volkspark betreibt. Denn bislang hat es keinen Interessenten für das Haus gegeben. Dass die Stadt nicht sofort Betreiber ihrer eigenen Immobilie werden will, sei laut Exner aber nicht als Hinweis darauf zu werten, dass das Haus nicht profitabel arbeiten kann. Jedoch, so Exner, seien die Fixkosten des Hauses in diesem Fall tatsächlich fix. Mit 70 000 bis 80 000 Euro monatlich sei zu rechnen. In diesem Jahr aufgelaufene Rechnungen für Wasser, Strom und Abwasser von mehr als einer halben Million Euro soll ebenfalls die Stadt übernehmen.
Zu einem Fass ohne Boden soll die Biosphäre für Potsdam jedoch nicht werden. Ab Juli hofft Exner mit der europaweiten Ausschreibung beginnen zu können. Erst sollen Unternehmen ihr Interesse daran bekunden, danach werde sich mit einigen speziell hingesetzt und ein Ausschreibungsverfahren gestartet. „Vielleicht hat ja jemand etwas, was uns nicht eingefallen ist“, so Exner. Jedoch schreibt der Fördermittelbescheid eine Einrichtung der touristischen Infrastruktur fest. Dazu gehören auch Spaßbäder oder Science Center.
Sogar ein Ausbau der Halle, ein Low-Budget- Betrieb oder die Schließung standen zuletzt zur Prüfung. Doch bei letzterem würde eine Rückzahlung von Fördermitteln in Millionenhöhe fällig. Knapp 22 Millionen Euro haben Bund und Land einst zum Bau der Halle und zur Stärkung touristischer Infrastruktur investiert. Bis 2016 muss das Haus daher betrieben werden, damit die Gelder nicht zurück gefordert werden können. Die Stadt wünscht sich jedoch ein Aufweichen der Förderbedingungen: „Was reitet die, andere Leute am Erfolgreichsein zu hindern?“, fragte Müller-Zinsius mit Blick auf die Auflagen. Diese seien nicht verkehrt, aber für den erfolgreichen Betrieb zu streng.
Die Gesellschaft der Biosphäre unter Führung von Ralph Hauptmann geriet in Bedrängnis, weil Hans-Joachim Flebbe als Gesellschafter ausstieg. Zudem soll er laut Exner auch die vertraglich vereinbarten Rücklagen nicht gebildet haben. Daher hat die Stadt eine Bankbürgschaft Flebbes in Anspruch genommen. Knapp eine Million Euro seien daraus zu erwarten, so Exner. 600 000 Euro seien bereits angekommen, ein Teil davon wurde zum Stopfen von Defiziten verwendet. Laut Exner hat die Stadt seit Eröffnung der Halle keinen Cent in den Betrieb der Halle stecken müssen, jetzt stehe sie bereit, um die Gesellschaft mit 40 Beschäftigten aufzufangen. Eine Garantie, dass die Zahl der Mitarbeiter gleich bleibt, gab er nicht ab. Es sollen Synergieeffekte zwischen Volkspark und Biosphäre entstehen. Der Geschäftsführer des Tropenhauses war gestern nicht zu erreichen. Jan Brunzlow
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