Interview: „Bis jetzt kein Einziger“
In Potsdam suchen Firmen händeringend Azubis. Rund 600 Plätze sind noch unbesetzt. Thomas Grube, Inhaber des Rewe-Markts im Marktcenter über die Probleme, die dahinter stecken.
Stand:
Herr Grube, Sie suchen noch drindend Azubis für den Beruf des Einzelhandelskaufmanns mit Schwerpunkt Lebensmittelhandel. Wie viele Bewerber haben sich bislang gemeldet?
Bis jetzt kein einziger. Das heißt, es hat sich einer aus Berlin gemeldet, den haben wir aber an die Berliner Filialen verwiesen. Bei unseren Arbeitszeiten von morgens sechs bis mindestens 20 Uhr am Abend ist für Azubis eine Anfahrt aus Berlin mit den öffentlichen Verkehrsmitteln kaum zumutbar.
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Wie lange suchen Sie schon und was haben Sie dafür alles gemacht?
Wir suchen bereits seit Februar. Zum einen haben wir uns auf den Ausbildungsbörsen der IHK vorgestellt, dann haben wir die Stellen beim Arbeitsamt in der Stellenbörse ausgeschrieben und natürlich per Aushang im Markt gesucht.
Thomas Grube (53) ist seit 2006 Inhaber des Rewe-Markts im Potsdamer Marktcenter an der Breiten Str. Zuvor führte er einen kleineren Markt in Potsdam-West.
Hat sich die Situation in den vergangenen Jahren verschlechtert?
Es wird immer schieriger. Auf der einen Seite stehen einfach immer weniger potenzielle Bewerber zur Verfügung, auf der anderen Seite werden die schulischen Leistungen der Bewerber immer dürftiger. Vor allem in den wichtigen Fächern wie Mathematik, Deutsch, aber auch in den Naturwissenschaften. Beim Einzelhandelskaufmann im Lebensmittelbereich steht schließlich auch die Lebebenmittelchemie in der Ausbildung auf dem Stundenplan. Da sollte man die Grundbegriffe schon kennen.
Was bedeutet das für Sie, wenn Sie keinen geeigneten Bewerber finden?
Dann können wir in diesem Beruf einfach niemanden ausbilden und bekommen später Probleme, wenn in einigen Jahren die entsprechenden Mitarbeiter in ihren wohlverdienten Ruhestand gehen.
Was muss sich aus Ihrer Sicht verändern?
Die schulischen Leistungen müssen einfach besser werden. Ich begrüße zwar, dass Schüler jetzt schon in der 9. und 10. Klasse ein Berufsorientierungspraktikum absolvieren können, aber auf der anderen Seite sehe ich, dass die Zensuren immer schlechter werden. Bei den meisten Bewerbern liegt der Schnitt zwischen drei und vier. Wir erwarten aber einen Durchschnitt von zwei bis drei.
Die Fragen stellte Matthias Matern
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