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Landeshauptstadt: Bissschutz mit Tubex Solarverein pflanzt 500 junge Bäume in Eiche

Eiche - Rüdiger Ohm zeigt den jämmerlich aussehenden Strunk eines Eichenbäumchens. „Da können Sie mal sehen, was die Rehe anrichten“, sagt er.

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Eiche - Rüdiger Ohm zeigt den jämmerlich aussehenden Strunk eines Eichenbäumchens. „Da können Sie mal sehen, was die Rehe anrichten“, sagt er. Aber das solle bei der neuen Pflanzung am Weg nach Bornim nicht wieder passieren. Woher er weiß, wie Bäume sicher vor Wildverbiss zu pflanzen sind? „Ich bin Förster“, sagt Ohm, der an der Technischen Universität Dresden Forstwissenschaft studiert hat.

Der Förster fungierte am Samstag als Vorarbeiter für 15 Frauen und Männer des Potsdamer Solarvereins. Dieser pflanzte auf einer 5000 Quadratmeter großen Fläche nahe dem ehemaligen Lager am Weg nach Bornim 500 junge Bäume. Das Land gehört der Stadt Potsdam. 1500 Euro kosten allein die Pflanzen und das Material. „Das haben wir aus Beiträgen und Spenden des Vereins bezahlt“, sagt Ohm. Damit das Rehwild die kleinen Bäumchen nicht sofort wieder abknabbert, wenden die forstlich versierten Solaristen ein Verfahren an, das noch nicht sehr verbreitet ist. Sie umhüllen die Bäumchen mit Tubex-Kunststoffröhren. Das passende Pflanzloch wird mit einem Drehbohrer in die Erde gegraben. Vorteil der Röhren neben dem Wildschutz: Der Morgentau rinnt am Innenrand der Röhre hinunter und bewässert die Setzlinge. In der Sprache des Försters hört sich das so an: „Alle Bäumchen erhalten einen Einzelbaumschutz mit Wuchshüllen gegen den Wildverbiss. Diese wirken wie zusätzliche kleine Gewächshäuser und haben positive Wirkungen auf das Pflanzenwachstum.“ Mit Neupflanzungen lasse sich der Kohlenstoffspeicher, den die Bäume darstellen, erhöhen, sagen die Initiatoren. Eine große Buche verarbeite in ihrem Leben die immense Masse von zehn Tonnen Kohlendioxid.

Das Gelände gehöre zum Landschaftsschutzgebiet, sagte Andreas Walter, Fraktionsgeschäftsführer der Bündnisgrünen in der Stadtverordnetenversammlung. Eine Vermarktung, etwa für den Wohnungsbau, sei daher ausgeschlossen. Den vom Solarverein gepflanzten Bäumchen, neben Traubeneichen sind es Eisbeeren, Ebereschen und Waldkirschen, dürfte daher ein langes Leben bevorstehen. Die Eisbeere kann immerhin ein Alter von 300 Jahren erreichen und bis zu 25 Meter hoch wachsen. Der Solarverein hat 15 Mitglieder. Aus ihm ist die Neue Energie Genossenschaft Potsdam hervorgegangen. Ihr gehören 80 Genossenschafter an, die jeweils einen Anteil von 500 Euro bezahlt haben. Auf deren Konto geht unter anderem die im Oktober dieses Jahres in Betrieb genommene Solaranlage auf den Garagendächern der Polizei in Eiche. Die 180-Kilowatt-Anlage produziere 160 000 Kilowattstunden Strom. Damit würden 160 Tonnen Kohlendioxid im Jahr aus fossilen Energieträgern erspart. Ob das finanziellen Gewinn für die Genossenschafter bringe? Walter: „Die Rendite beträgt derzeit vier Prozent; eine Bank, die solche Zinsen gibt, können Sie suchen.“ Günter Schenke

Günter Schenke

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