Landeshauptstadt: Blaue Stunde
Vom Regentropfen zum Wasserhahn – 20 Grundschulklassen besuchen diese Woche das Wasserwerk
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Das geht Marvin dann doch zu weit. „Ich hab noch nie Wasser getrunken!“, ruft der Zehnjährige empört, als er in der leuchtend blauen Filterhalle des Wasserwerkes in der Leipziger Straße ein frisch gezapftes Glas Leitungswasser kosten soll. Auf Nachfrage gibt der Drittklässler dann „Eistee“ als sein Lieblingsgetränk an. So unbedarft in Sachen Wasser waren seine Klassenkameraden aus der Grundschule am Kirchsteigfeld dann zum Glück nicht alle. Sogar den Testschluck vom ungefilterten, metallisch schmeckenden Wasser ließen sich die meisten von ihnen nicht entgehen.
Die beiden dritten Klassen der Grundschule 56 im Kirchsteigfeld waren gestern Vormittag die ersten von insgesamt 20 Schulklassen, die in dieser Woche den Wasserparcours in Potsdams ältestem noch arbeitenden Wasserwerk durchlaufen sollen. Anlass der Veranstaltungswoche ist der Internationale Tag des Wassers, der jährlich am 22. März begangen wird, erklärte Karin Sadowski, Marketingchefin bei Energie und Wasser Potsdam (EWP). Die Aktion passt aber auch ins Themenjahr 2007 der Landeshauptstadt: „Faszination Wasser“. Gabriele Fischer, die Beigeordnete für Bildung, Kultur und Sport eröffnete den Parcour gestern und prostete den Kinder mit einem Gläschen Potsdamer Wasser zu.
Dabei macht das getrunkene Wasser für den täglichen Wasserverbrauch nur die kleinste Menge aus: Ganze 102 Liter verbraucht der durchschnittliche Potsdamer insgesamt, 34 davon allein für die Toilettenspülung. Duschen, kochen, Pflanzen gießen: Den Schülern fällt schnell ein, wohin das Wasser bei ihnen zu Hause fließt. Ein blauer Kubus von ein mal einem Meter Kantenlänge veranschaulicht, wie viel Wasser eine vierköpfige Familie in etwa zwei Tagen verbraucht: Nämlich einen Kubikmeter.
Auf dem Programm steht aber nicht nur der Rundgang durch das Werk, bei dem die Kinder den Weg des Wassers vom 20 Meter tiefen Brunnen durch die geheimnisvoll beleuchtete Filterhalle zur Pumpenhalle nachvollziehen können. Auch dass es ganze 30 Jahre dauert, bis das Wasser, dass auf die Erde regnet, in der Grundwasserschicht ankommt und als Trinkwasser aufbereitet werden kann, erklärt ihnen Karsten Zühlke, der Wassermanager bei EWP.
Neben der Werksführung bietet „Umweltclown“ Ines Hansen einen spielerischen Zugang zum nassen Element: An acht Stationen können die Schüler mit ihr zum Beispiel Temperaturen fühlen und Mengen schätzen, Geruch und Geschmack testen. Süßes von salzigem Wasser zu unterscheiden, ist dabei noch verhältnismäßig einfach: Trotzdem ruft Pauline bei beiden erst einmal „iih“. Beim zweiten Schluck Zuckerwasser glaubt die Siebenjährige sogar, Zitronenlimonade zu trinken. Noch schwieriger ist die Aufgabe, die Wassermenge beim Umgießen nur mithilfe des Gehörs einzuschätzen. Aber die Kinder sind bei der Sache.
Den Parcours habe sie zusammen mit Kindern vor 12 Jahren entwickelt, erklärt Ines Hansen, die als „Umweltclown“ bereits mehrmals in Potsdam zu Gast war. Wichtig sei es, Umweltbewusstsein über positive Erfahrungen zu vermitteln, findet Karin Sadowski. Das Thema Umwelt gelange nur über Katastrophenberichte zum Beispiel von Dürren oder Unwetter ins kindliche Bewusstsein. Auch Beigeordnete Gabriele Fischer findet es wichtig, „das Umweltbewusstsein der Kinder zu schärfen“.
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