Landeshauptstadt: Blei-Vergiftung: Neue Erde für Sacrow nötig Müller: „Besucher sind nicht gefährdet“
Sacrow - Ein Teil des Bodens am Schloss Sacrow ist mit Blei vergiftet, deswegen muss dort die Erde auf mindestens 50 Quadratmetern ausgetauscht werden. Zugleich bleibt weiter ungewiss, in welchem Umfang das Weltkulturerbe in dem Ortsteil mit dem giftigen Schwermetall belastet ist – und wie viel von den dort angebauten Lebensmitteln von Menschen verzehrt worden ist.
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Sacrow - Ein Teil des Bodens am Schloss Sacrow ist mit Blei vergiftet, deswegen muss dort die Erde auf mindestens 50 Quadratmetern ausgetauscht werden. Zugleich bleibt weiter ungewiss, in welchem Umfang das Weltkulturerbe in dem Ortsteil mit dem giftigen Schwermetall belastet ist – und wie viel von den dort angebauten Lebensmitteln von Menschen verzehrt worden ist. Das wurde gestern bei einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz der Stadtverwaltung deutlich, bei der Ergebnisse einer aktuellen Untersuchung des Areals durch das Potsdamer Umweltamt vorgestellt wurden. „Wir können nach bisherigen Erkenntnissen aber zumindest ausschließen, dass Besucher gefährdet sind“, sagte Umweltdezernentin Elona Müller. Ebenso könne eine Verunreinigung des Grundwassers ausgeschlossen werden. Eine Bleivergiftung sei nur zu befürchten, ergänzte Müller, wenn über die Nahrungskette ständig Blei aufgenommen werde.
Laut der Untersuchung ist der bislang geprüfte Boden unter zwei Kleingärten nahe dem Schloss bis zu einer Tiefe von 30 Zentimetern mit Blei belastet. Die für den Menschen äußerst schädlichen Grenzwerte von 1200 Milligramm pro Kilo Erde würden im Durchschnitt um das Dreieinhalbfache überschritten, hieß es. Das Metall schädigt das Nervensystem und hemmt die Blutbildung ,unter anderem soll der Komponist Ludwig van Beethoven an so einer Vergiftung gestorben sein.
Die Umweltvergiftung war am Montag bekannt geworden. Sie geht laut Verwaltung auf eine Bleizuckerfabrik zurück, die dort zwischen 1817 und 1840 gestanden haben soll. Dieser Zucker wurde früher zum Süßen von Wein verwendet. Ungewiss ist die Größe der Fabrik, Pläne der Anlage liegen der Verwaltung bislang nicht vor. „Wir hoffen, dass wir in dieser Frage bald schlauer sind“, sagte Müller. Rund um die Beete würden weitere Bodenproben genommen, auch in 50 Zentimeter Tiefe. Über die Ergebnisse soll nächste Woche informiert werden. Entdeckt wurde die Kontaminierung von einem Ehepaar, dass nahe dem Schloss wohnt und einen der kontaminierten Gärten bewirtschaftet – womöglich seit Jahren. Nach PNN-Informationen sollen sie nach der Geburt ihres Kindes von der ehemaligen Fabrik erfahren haben. Deswegen ließen sie von einem privaten Labor die Erde ihres Gartens prüfen. Offiziell wollte sich die Familie dazu gestern nicht äußern. Sie wollten erst das Ende der Untersuchung abwarten, hieß es.
Das Gelände gehört der Schlösserstiftung, es wurde ihr 1993 vom Land Brandenburg übertragen. „Wir wussten nichts von dieser früheren Fabrik“, sagte Stiftungssprecher Ulrich Henze. Er kündigte zugleich das Abtragen des Bodens an: „Jetzt geht die Sicherheit vor.“ Eine Schätzung zu den Kosten gibt es noch nicht. Die Nebengebäude am Schloss Sacrow wurden nach 1990 vermietet. Der Park rund um das Anwesen ist vor allem bei Touristen beliebt. Henri Kramer
Henri KramerD
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