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Quelle des Fluglärms: Das Triebwerk einer Boeing 747. Im Hintergrund der Großflughafen Schönefeld.

© dpa

Landeshauptstadt: Bleiben die Jets auf Abstand ?

Flugsicherung verspricht Potsdamern eine Lärmentlastung. Die Skepsis bleibt

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Der Abstand zum Fluglärm soll wachsen: Zwischen den Potsdamern am Boden und den Flugzeugen über ihren Köpfen werden nach Eröffnung des neuen Großflughafens in Berlin Schönefeld mindestens 1200 Meter liegen. Das sagte Kristina Kelek von der Deutsche Flugsicherung jetzt gegenüber den PNN. Sowohl die in Schönefeld startenden als auch die dort landenden Düsenjets werden, wenn überhaupt, nur in größerer Höhe über die Stadt fliegen als heute.

Besonders die landenden Maschinen donnern heutzutage schon in Höhen von unter 900 Metern über die Stadt. Nach der Schließung des Flughafens in Tegel und der Eröffnung des Großflughafens in Schönefeld soll sich das ändern: „Die landenden Flugzeuge könnten dann über Potsdam sogar eine Höhe von 10 000 Fuß haben“, erklärte Kelek. Das entspricht in etwa 3000 Metern. Außerdem führten die Anflugrouten an der Stadt vorbei. Die bisherigen Entwürfe sehen vor, dass die Maschinen aus Norden kommend über Golm am Rand des Potsdamer Wildparks in Richtung Süden geführt werden. Vor Michendorf biegen die Flugzeuge dann in Richtung Westen ab, fliegen eine Kurve um Michendorf, um anschließend direkt auf den Flughafen Schönefeld zuzusteuern. Erst ab der letzten Kurve westlich von Michendorf dürfen die Maschinen niedriger als 4000 Fuß, also 1200 Meter fliegen, erklärte Kelek.

Soweit die Theorie. Zuletzt hatte es Beschwerden von Potsdamern über zunehmenden Fluglärm gegeben. Immer mehr Flugzeuge seien sehr niedrig über die Stadt gedonnert. Viele befürchteten Probeflüge. Bei einer Messung in Schwielowsee flog ein A 320 in 850 Metern über den Ort und weiter in Richtung Potsdam. Der Jet brachte es am Boden auf eine Lautstärke von 53 Dezibel. Das ist etwas lauter als ein Geschirrspüler im Betrieb.

Nach Eröffnung des Flughafens seien solch niedrige Überflüge in Potsdam nicht zu erwarten, sagte Kelek. Allerdings könne es von der beschriebenen Landeroute auch Abweichungen geben – abhängig von Verkehr, Flugzeugtyp, Wetter und Thermik. „Wenn das Verkehrsaufkommen es erlaubt, dann führt der Fluglotse das Flugzeug auf direktem Weg zum Flughafen.“ Aber auch hierfür gelten Regeln: Die Maschinen würden am westlichen Stadtrand vorbei fliegen und nicht niedriger als 1200 Meter. „Wie das gesamte Bild künftig genau aussehen soll, kann man heute noch schwer sagen“, erklärte Kelek. Derzeit werden die Routenentwürfe für den Schönefelder Flughafen vom Bundesamt für Flugsicherung geprüft. Erst im Januar sei mit einem Ergebnis zu rechnen.

Die Potsdamer Fluglärmgegner befürchten indes nichts Gutes: „Die Realität hat, wie wir heute schon sehen, meist wenig mit den Flugroutenzeichnungen zu tun“, sagte Bürgerinitiativensprecher Markus Peichl. Denn an die von der Flugsicherung beschriebene Landeroute müssten sich Flugzeuge lediglich bei starkem Luftverkehr halten. Sei die Auslastung am Flughafen niedriger, könnten die Fluglotsen die Flugzeuge eben frei lenken. „Es ist also möglich, dass die Route gar nicht geflogen wird.“ Stattdessen könnten die Jets wie bisher über den Potsdamer Stadtrand düsen. „Und dann ist es wurscht, ob sie in 1200 oder 800 Meter fliegen“, erklärte Peichl, der Lärm sei gleich.

Deshalb fordern die Fluglärmgegner, dass sich alle Flugzeuge ohne Ausnahme an die Landeroute halten müssen. Noch besser: Die Landeroute müsse weiter, westlich von Werder (Havel) verlaufen, um die Flugzeuge tatsächlich auf Abstand zu den fluglärmgeplagten Potsdamern zu bringen.

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