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Landeshauptstadt: Bleiben Flüchtlinge am Lerchensteig?

Integrationsexperten und Fraktion Die Andere kritisieren Ausschreibung für Asylbewerberheim

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Katrin Böhme ist enttäuscht. Die Leiterin der Flüchtlingsberatungsstelle des Diakonischen Werkes ist „irritiert“ über den Umgang der Verwaltung mit der europaweiten Ausschreibung für ein Angebot, wie Flüchtlinge aus anderen Ländern künftig in Potsdam untergebracht werden sollen. „Das aktuell beschlossene Integrationskonzept wurde dabei kaum beachtet“, sagte Böhme gestern.

In dem Papier vom Mai steht unter anderem, dass das jetzige Flüchtlingsheim am Lerchensteig „zugunsten integrationspolitisch sinnvollerer Lösungen aufgegeben werden“ soll. Solche Grundsätze – etwa auch eine Unterbringung nahe der Innenstadt und nicht wie jetzt an nur einem Standort – sieht Böhme mit der Ausschreibung verletzt. Zusammen mit Lutz Boede von der Fraktion Die Andere und Stephan Metze von der Initiative für Begegnung suchte Böhme deswegen gestern die Öffentlichkeit. Alle drei hatten in einer Arbeitsgruppe an der Entstehung des Integrationskonzepts gearbeitet. „Das Konzept ist beschlossen; nun muss es umgesetzt werden“, forderte Böhme. Es wäre „schlimm“, wenn der Lerchensteig bliebe. Kritiker sehen ihn als zu weit außerhalb, gelegen nah einer Kläranlage.

Das neue Heim war europaweit für mehrere Jahre ausgeschrieben, vor wenigen Tagen war Einsendeschluss. Bis 1. Juli 2009 soll aber noch das von der Arbeiterwohlfahrt (AWO) betriebene Heim am Lerchensteig erhalten bleiben, so die Verwaltung in der Vergangenheit. Der Beschluss für einen neuen Betreiber dürfte aber schon bald getroffen werden: „Wir beabsichtigen, den Stadtverordneten im September ein Angebot vorzulegen“, sagte gestern Andreas Ernst als Fachbereichsleiter für Soziales den PNN auf Nachfrage. Die Zahl der eingegangenen Bewerbungen wollte er nicht nennen.

Einen Bieter gibt es mindestens: Für die Arbeiterwohlfahrt bestätigte Angela Basekow, dass sich ihr Träger an der Ausschreibung „beteiligt“ habe. Die AWO betreibt das Lerchensteig-Heim. Auch Andreas Ernst wollte „nicht ausschließen“, dass das Asylbewerberheim am Lerchensteig bleibe. „Ich bin aber sicher, dass wir einen mehrheitsfähigen Vorschlag machen“, so Ernst. Das Integrationskonzept sei in der Ausschreibung berücksichtigt, „wenn auch nicht 1:1“. Insgesamt gäbe es 30 Kriterien mit 150 zu erreichenden Punkten. Zu Bedenken gab er, dass Potsdam eine Kommune mit einem Haushalts-Sicherungs-Konzept sei, jeder Wunsch müsse bezahlt werden. Für die Ausschreibung würden die Mindeststandards des Landes Brandenburg gelten. HK

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