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Sport: Bleiben, wer man ist

Allseits respektiert und geschätzt: Mainz 05 spielt heute bei Babelsberg 03

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Geht es um Fußball, gehört der wehmütige Blick zurück derzeit beim FSV Mainz 05 etwas mehr als andernorts zum Alltag. In den vergangenen 15 Jahren nahm kaum ein anderer deutscher Profiverein eine derart kontinuierliche Entwicklung wie dieser Fußball-Zweitligist, der heute im DFB-Pokal beim SV Babelsberg 03 antritt. Die Wandlung von der grauen Maus hin zum beliebten Konsensverein, auf den sich eigentlich ganz Fußball-Deutschland verständigen kann, hat ursächlich mit dem Wirken Jürgen Klopps zu tun. Klopp, während der WM 2006 und der diesjährigen EM geschätzter und mitunter ob seines Ausschließlichkeitsanspruchs auch nervender „TV-Bundestrainer“, wirkte elf Jahre als Spieler und seit Anfang 2001 als Trainer im Stadion am Bruchweg, das vor zwanzig Jahren eigentlich schon reif für den Abriss war. Wo damals die Wände vom Schimmel befallen waren, findet sich heute unterhalb der neuen Haupttribüne ein Kabinentrakt mit Entspannungsbereich, der keine Wünsche offen lässt.

Die nächste Entwicklungsstufe wird folgen: In zwei Jahren wird das neue Stadion am Mainzer Europakreisel stehen. „Das Planungsverfahren dafür ist durch“, so Andreas Ziegler, Mitarbeiter der Pressestelle des Vereins. Der Neubau soll 35000 Zuschauern Platz bieten. Erforderlich ist er, um dem anhaltenden öffentlichen Interesse gerecht zu werden. Der Verein musste auch in diesem Jahr den Dauerkartenverkauf vorzeitig abbrechen. Fast 24000 Interessenten hatten sich für den Erwerb einer der 15000 Saisontickets beworben. Nicht nur dieser Fakt deutet darauf hin, dass vieles bei Mainz 05 so bleiben wird wie gehabt. Dies bezieht ein neuerliches Bemühen um die Rückkehr in die Bundesliga – der Verein spielte von 2004 bis 2007 dort – ebenso mit ein wie den Umstand, dass wichtige Entscheidungsträger des Mainzer Fußballs weiterhin Herren des Verfahrens bleiben.

Der gleichzeitig als DFB-Vizepräsident tätige Harald Strutz steht dem Verein vor, Christian Heidel bleibt Manager. Jürgen Kramny, am 30. September 2001 Torschütze beim Mainzer 1:0-Zweitliga-Sieg in Babelsberg, rückte als neuer Assistenztrainer an die Seite Jörn Andersens. Kramny zählte wie Peter Neustädter, Michael Thurk und der noch aktive Dimo Wache zu den bedeutenden Identifikationsfiguren für das Publikum. Vorreiter im deutschen Profifußball ist Mainz 05 gleich in zweierlei Hinsicht. Klaus Hafner ist der dienstälteste Stadionsprecher beider Bundesligen. Der 54-Jährige, der neuerdings auch bei Heimspielen der Frauen-Nationalmannschaft am Mikrofon sitzt, ist seit 19 Jahren im Amt. Und nirgendwo sonst ist der Frauenanteil im Publikum so hoch wie in Mainz. Er liegt bei über dreißig Prozent. Ursächlich ist dies auf die sehr gastfreundliche und stimmungsvolle Atmosphäre bei den Heimspielen zurück zu führen.

Der FSV Mainz 05 will bleiben, wie und was er ist: Ein spielstarker Fußballverein, dessen ganzes Drumherum sympathisch rüberkommt, sich im Spaß jedoch nicht erschöpft.

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