
© M. Thomas
Landeshauptstadt: Blick durch die Linse
Die Fotografin Katie Simpson hat ein Praktikum in Potsdam absolviert. Sie will das Besondere des Alltäglichen zeigen
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Ein belebter Platz in der Münchner Innenstadt. Menschen laufen in alle Richtungen über das Pflaster, eine Mutter schiebt einen Kinderwagen, ein Mann trägt zwei große Taschen. Es ist eine alltägliche Situation, die die Fotografin Katie Simpson in Schwarz und Weiß festgehalten hat. Von weit oben beobachtet sie das Geschehen, die Menschen sind klein wie Spielzeugfiguren. „Beim Fotografieren kommt es auf den richtigen Moment an“, sagt die 22-jährige US-Amerikanerin. Diesen Moment einzufangen, selbst nicht im Mittelpunkt zu stehen, kleine Situationen und Dinge zu zeigen, die man sonst kaum beachten würde – das mache ein gutes Foto aus.
Geboren und aufgewachsen ist Katie Simpson in dem für seine Whisky-Brennereien berühmten Bundesstaat Kentucky, in der Metropole Louisville. In diesem Jahr schloss sie ihr Fotojournalismus-Studium an der Western Kentucky University ab und verbringt derzeit über ein Stipendium des Deutschen Akademischen Auslandsdienstes (DAAD) drei Monate in Deutschland, darunter auch mehrere Wochen in Potsdam. Ihre Bilder sind in den vergangenen Wochen in den PNN erschienen, bei zahlreichen Terminen und Reportagen war die US-Amerikanerin hautnah dabei. Sie trat als Beobachterin auf, unauffällig, immer auf den richtigen Moment für das beste Bild wartend. Im Filmpark kam es zu einem Schnappschuss mit den Schlümpfen: Comicfiguren, mit denen Katie Simpson aufgewachsen ist.
Sie ist nicht zum ersten Mal hier. Das Reisen ist ihre zweite große Leidenschaft. Besonders Europa hat es ihr angetan, in Deutschland würde sie gern für eine Weile leben. „Ich mag die Art zu leben hier und die kulturelle Vielfalt“, so Simpson. Am liebsten ist die Fotojournalistin mit der Kamera in der Stadt unterwegs.
Das Fotografieren entdeckte sie als Teenager. „Mein Vater hatte eine Kamera, die er so gut wie nie benutzte“, erzählt sie. Als 15-Jährige begann sie, die ersten Bilder zu schießen. Die Motive waren zunächst Tiere, Pflanzen, Familie, Freunde, die Nachbarschaft – „Das, was man eben so fotografiert“. Rasch wurde aus dem ersten Interesse eine Passion, leidenschaftlich gern porträtierte sie Menschen. Ihre Bilder sollten nun mehr sein, als lediglich ein Abbild des Offensichtlichen. „Menschen zu fotografieren bedeutet mehr, als sie bloß anzusehen“, so die Fotografin. Es komme darauf an, die Züge der Persönlichkeit zu zeigen, etwas, das auf den ersten Blick nicht zu erkennen sei. Inspiriert wird sie dabei unter anderem von der großen amerikanischen Fotografin Annie Leibovitz, deren Porträts sie bewundert. „Sie zeigt die Menschen so, wie sie wirklich sind.“
„Das Schönste an meinem Beruf ist, dass ich so viele unterschiedliche, interessante Menschen kennenlerne. Fotografie öffnet viele Türen“, verrät Katie Simpson. Probleme bereite ihr lediglich manchmal die Technik. Etwa wenn sie 150 Meilen zu einem Auftrag gefahren sei – und die Batterie vergessen habe.
Heike Kampe
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