Landeshauptstadt: Blindenberatung gefährdet
Spendenaktion beim Sozialwerk Potsdam e.V.: 10 000 Euro fehlen für 2007
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Innenstadt – „Die Arbeit des Sozialwerkes ist gefährdet.“ Das sagte Vereinschef Dirk Schulze, Chefarzt der Augenabteilung am Ernst-von-Bergmann-Klinikum, auf der Weihnachtsfeier des Sozialwerkes Potsdam e.V. am Samstag Nachmittag in der Kantine der Staatskanzlei. Die Finanzierung der Beratungsstelle für Blinde und Sehbehinderte für 2007 ist noch nicht gesichert, so Schulze. Es fehlten 10 000 Euro, um die zwei erforderlichen Arbeitsplätze zu finanzieren. Schulze setzt jetzt auf eine Spendenaktion, mit der er das Geld zusammen bekommen will. Die Stadt unterstütze die Arbeit jährlich mit 30 000 Euro sowie dem Raum am Alten Markt, in dem die Beratungsstelle ihren Sitz hat, erklärte Schulze.
Bereits 2006 hatte es beim Sozialwerk Finanzprobleme gegeben: Damals hatte Ministerpräsident Matthias Platzeck die Haushaltslücke aus Landesmitteln geschlossen, erinnerte sich Schulze. Das Beratungsangebot für Blinde und Sehbehinderte, laut Schulze „eine originäre Aufgabe der Stadt“, müsse aber „auf verlässliche Beine gestellt werden“, forderte er. Der 1990 gegründete Verein mit insgesamt 350 Mitgliedern kümmere sich mit dem Beratungsangebot und Freizeitveranstaltungen um die etwa 1000 Blinden und Sehbehinderten im Raum Potsdam.
Über ein „Weihnachtsgeschenk“ des Lions Clubs Berlin-Sanssouci konnte sich Stephanie Seidel, die in der Blindenberatungsstelle arbeitet, am Samstag trotzdem freuen: Club-Präsident Rolf-Dieter Müller überreichte ihr offiziell einen „sprechenden Computer“. Die Spende habe einen Wert von 5000 Euro, sagte Müller den PNN. Das Gerät mit der Schweizer Software arbeitet bereits seit gut einer Woche in Seidels Büro am Alten Markt. Für die von Geburt an blinde 36-Jährige ist das „eine große Arbeitserleichterung“.
Zur Weihnachtsfeier am Samstag kamen etwa 100 Gäste in die Heinrich-Mann-Allee, schätzte Vereinschef Schulze. Die konnten sogar ein kleines Präsent mit nach Hause nehmen: Zwischen einem Kalender und einem Päckchen Kaffee konnten sie wählen. Wilma Milich zum Beispiel zögerte nicht lange und griff nach dem Kaffee: „Einen Kalender kann ich ja nicht sehen“, kommentierte die 42-Jährige, die 1993 bei einem Gewaltübergriff ihr Augenlicht verlor.
Stephanie Seidel kennt sie vom monatlichen Gesprächskreis. „Da kommt man raus wie ein neuer Mensch“, schwärmte Milich. Denn ihr „fehlt ein bisschen die Kommunikation“, seit sie zusammen mit Taubblinden im Seniorenheim des Oberlinhauses lebt, erzählte sie weiter.
Spenden können unter dem Stichwort „Blindenarbeitsplatz“ auf das Konto 1 796 251 006 bei der Berliner Volksbank e.G., BLZ 100 900 00, überwiesen werden.
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