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Landeshauptstadt: Blond gewinnt

Zuerst war es Spaß, dann wurde es nackter Ernst, jetzt ist Juliane Raschke die schönste Nackte im Land

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Es gilt zu unterscheiden: Zwischen Juliane Raschke und Juliane Raschke. Die eine Juliane Raschke ist von den Lesern des Playboy zum Playmate des Jahres 2007 gewählt worden. Sie hat sich gegen elf Mitbewerberinnen durchgesetzt. Alle waren in dem Hochglanzmagazin mit Fotos abgebildet, jeden Monat eine andere. Juliane im November.

Für Chancengleichheit war gesorgt. Alle Damen zeigten sich auf diesen Bildern fast immer nackt und in eindeutigen Posen. Erotischen Posen. So, wie Männer sich Frauen in ihren Träumen wünschen. Oder wie die Macher des Playboys glauben, dass Männer sich das wünschen. Die Bilder von Juliane waren am überzeugendsten.

Die andere Juliane Raschke sitzt am Donnerstagabend in einem Café in den Bahnhofspassagen und erzählt davon, wie überrascht sie war, als sie am Dienstag den Anruf bekam und von ihrem Titelgewinn erfuhr. Am Mittwoch flog sie nach München, um ihre Siegprämie in Empfang zu nehmen: Ein nagelneues Audi A3 Cabriolet. Es fällt einem schwer, sich diese Juliane Raschke, die unaufgesetzt und bescheiden wirkt, in dem Cabriolet vorzustellen. Eher schon die Juliane Raschke aus dem Playboy. Doch die ist pure Inszenierung.

Als sie die Bilder von der Fotosession für die Novemberausgabe des Playboys zum ersten Mal sah, erkannte sie sich nicht wieder. Es brauchte etwas Zeit, bis sie sich mit dieser Juliane Raschke identifizierte. Dann war sie aber stolz auf diese Bilder, wie sie sagt.

Mit einer Freundin habe sie im vergangenen Jahr einen Playboy durchgeblättert. Beide kamen zu dem Schluss, dass solche Bilder auch von ihnen gemacht werden könnten. Sie fotografierten sich gegenseitig. „Den Kopf, oben ohne, von hinten“, sagt sie. Die Bilder haben sie dann an die Playboy-Redaktion nach München geschickt. „Wir haben das aber mehr als Spaß gesehen.“ Juliane Raschke wurde zu einem Casting und dann zu einem Fotoshooting nach Wien eingeladen.

Drei Tage im Herbst musste sie bis zu neun Stunden vor der Kamera stehen. In einer bitterkalten Fabrikhalle. „Aber die Leute am Set haben sehr gut für mich gesorgt.“ Wenn ihre ständig wiederholt mit Öl eingeschmierte Haut von der Kälte Spuren zeigte, ihr die Augen tränten, alles kein Problem. Das wurde später am Computer bearbeitet. „Mehr Manipulationen gab es aber nicht.“

Nacktheit, das wird schnell klar, ist für Juliane Raschke überhaupt kein Problem. Aber diese inszenierte Nacktheit für die Fotos und deren eindeutig zweideutige Intention, gab es da nie Momente, in denen sie doch Zweifel überkamen?

„Nein“, sagt Juliane Raschke. Und so selbstverständlich wie sie das sagt, erübrigen sich weitere Nachfragen. Und der Ärger, den sie angeblich im Marquardter Kindergarten wegen der Nacktfotos bekam? Den hat es nie gegeben, sagt sie. Da hatte eine bekannte Boulevardzeitung Tatsachen geschaffen, die es gar nicht gab. Und wie geht es nun weiter?

Flausen hat der Titelgewinn in Juliane Raschkes Kopf nicht gesetzt. Sie will ihre zweijährige Vorbereitungszeit im Marquardter Kindergarten und einem Altenheim zu Ende bringen und eine Ausbildung zur Kindergärtnerin beginnen. Später möchte sie Familie haben. Sollte sie durch den Playmate-Titel lukrative Angebote bekommen, werde sie genau überlegen. „Ich möchte nicht mit 25 Jahren noch eine Ausbildung beginnen.“ Heute wird sie erst einmal ihren 19. Geburtstag feiern. Zuhause in Groß Kreutz, in kleiner Runde, wie sie sagt. Kommende Woche fliegt sie nach Wien, zu einem neuen Fotoshooting für den Playboy. Dann ist es wieder an der Zeit für eine Inszenierung.

Dirk Becker

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