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Homepage: Blüht einmal nur in hundert Jahren

Fontänen-Schirmbambus stirbt mit der Samenreife

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Frühlingszeit – Blütezeit. Überall grünt es, und viele Pflanzen entfalten ihre Pracht. Auch im Botanischen Garten der Universität Potsdam. In diesen „Grünen Wochen“ stellen Biologen in den PNN einige besondere Pflanzen vor.

Der Fontänen-Schirmbambus (Fargesia nitida) stammt aus kühlen Bergregionen Chinas und ist frosthart. Er wurde bei uns in viele Parks gepflanzt, wo er wenig wucherte und elegant aussah. Bambusse sind Gräser, also nah verwandt mit Weizen, Schilf und Wiesengräsern, denen sie im Aufbau der Stängel, Blätter und Blüten grundsätzlich ähneln.

Jetzt ist ein ungewöhnliches Ereignis zu erleben: Der Fontänen-Schirmbambus blüht. Überall an seinen Zweigen sitzen bräunlichschwarze Blütenstände mit blassgelben Staubbeuteln. Weil die Pflanze zur Blütezeit kaum Blätter trägt, sieht sie aus, als sei sie schon abgestorben; sie lebt aber noch. In der Regel erholt sie sich jedoch nicht von den Strapazen, die diese Massenblüte für sie bedeutet, sondern stirbt mit der Samenreife ab. Es stirbt aber nicht nur eine Pflanze, sondern praktisch alle Vertreter dieser Art blühen innerhalb weniger Jahre und gehen dann ein. Dies geschieht nur etwa alle 100 Jahre. Derzeit ist das in vielen Gärten auch in Potsdam zu beobachten. Offenbar ist der Zeitpunkt der Blüte erblich festgelegt, wie auch bei vielen weiteren Bambusarten.

Es überrascht, dass diese Bambusse mit einer so riskant erscheinenden Strategie überhaupt als Arten langfristig überleben können. Sie verlassen sich ja vollkommen auf einen einzigen Zeitpunkt der Vermehrung. Mit weltweit rund 840, teilweise häufigen und besonders in den Tropen weit verbreiteten Arten sind Bambusse aber sogar eine recht erfolgreiche Gruppe. Wie schaffen sie das?

Vermutlich gewährleistet die Massenproduktion von Samen am ehesten das Aufkommen von Jungpflanzen. Denn die nahrhaften Bambussamen werden von vielen Tieren gerne gefressen. Werden sie nur selten, dann aber in Massen gebildet, bleibt am ehesten etwas für die Vermehrung übrig, weil die Menge der Samenfresser durch die Jahre ohne Samenbildung begrenzt ist. Eine von Jahr zu Jahr gleichmäßige Samenproduktion würde dagegen von den nicht durch Hunger dezimierten Samenfressern ebenso gleichmäßig aufgezehrt. Eine ähnliche Fortpflanzungsstrategie verfolgen übrigens auch viele Waldbäume, zum Beispiel Eichen und Buchen. In so genannten Mastjahren produzieren sie ebenfalls massenhaft Samen. Allerdings sterben sie anschließend nicht ab.

Blühende Fontänen-Schirmbambusse sind jetzt im Botanischen Garten zu sehen. Wer selbst einen Bambus hat, kann später versuchen, aus Samen Jungpflanzen zu ziehen. Diese sollten dann weitere hundert Jahre bis zur nächsten Blüte gedeihen. Michael Burkart

Michael Burkart

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