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Landeshauptstadt: Blumen für die Gärtnerin

Else Rudolph feierte am Samstag 100. Geburtstag

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Hermannswerder – Vielen Potsdamern dürfte ihr Gesicht noch bekannt vorkommen: Else Rudolph verkaufte 50 Jahre lang auf dem Markt am Bassinplatz Blumen und Gemüse aus ihrer Gärtnerei in Bornim. Am Samstag allerdings war sie es, die die Blumen in Empfang nahm: Die Potsdamerin wurde 100 Jahre alt. Oberbürgermeister Jann Jakobs überreichte ihr deshalb einen rot-gelben Blumenstrauß. Zur Feier im Seniorenwohnheim „Hertha von Zedlitz“ der Hoffbauer-Stiftung kamen sogar Verwandte aus dem US-amerikanischen Wisconsin.

Beim Dank fehlten der Jubilarin die Worte: „Ich kann besser Gedichte aufsagen“, erklärte sie ihren Geburtstagsgästen gerührt. Kurz vorher noch hatte sie ihnen mit einem mehrstrophigen Gedicht über die Endlichkeit des Lebens die Tränen in die Augen getrieben.

Auf die Frage nach ihrem Lebensmotto antwortet die gebürtige Kartzowerin in einem Reim: „Ein fröhlich’ Herz und gesundes Blut ist besser als viel Geld und Gut.“ Im Seniorenheim auf Hermannswerder wohnt die zweifache Großmutter, die ihre eigenen beiden Söhne allerdings früh verlor, seit elf Jahren: „Wie ich herkam, hat mir der Doktor noch zwei Jahre gegeben“, erinnert sie sich und schmunzelt. „Hier habe ich meine neue Heimat gefunden“, sagt sie.

Die Liebe zur Natur ist der Gärtnerin bis heute geblieben: Eine Stunde täglich geht sie spazieren, „egal, ob’s regnet oder schneit“. Noch bis in die 1990er Jahre hinein nahm sie auf ihre Spaziergänge auch die blinde Ingrid Bartel mit, um die sie sich als aktives Vereinsmitglied im Sozialwerk Potsdam kümmert – und die am Samstag auch mit an der Geburtstagstafel saß.

„Sie hatte immer ein Herz für Hilfsbedürftige und schwache Menschen“, charakterisiert Reinhard König, der Geschäftsführer des Sozialwerks, die Jubilarin in seiner Ansprache. Das habe sich auch in Kriegszeiten gezeigt: Damals hatte Rudolph drei russische Zwangsarbeiter in ihrer Gärtnerei so gut behandelt, dass es Gerede gab, berichtet König. Einer der Arbeiter habe dafür nach Kriegsende geholfen, ihren Mann Alfred aus dem Gefängnis in der Lindenstraße zu holen, erzählt Else Rudolph. Ihren Mann verlor sie an einem Silvestertag – nur zwei Wochen vor der goldenen Hochzeit. JaHa

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