Landeshauptstadt: Blut an Flaschen-Scherbe
Ermyas M.: Ermittler sehen Täter als „fremdenfeindlich“
Stand:
Nach dem brutalen Überfall auf Ermyas M. am Ostersonntag gehen die Potsdamer Ermittler weiter von einem fremdenfeindlichen Hintergrund und dem dringenden Tatverdacht der zwei in Untersuchungshaft sitzenden Männer aus Potsdam und Wilhelmshorst aus. Ob die Täter auch explizit rechtsextremistische Beweggründe hatten, sei nebensächlich: „Die Grenzen sind da fließend, dass die Täter fremdenfeindlich sind, steht außer Frage.“
Während sich nach Einschätzung von Ermittlern der Tatverdacht sogar weiter erhärtet hat, hat gestern der Anwalt des Tatverdächtigen Björn L. die Aufhebung des Haftbefehls beantragt. Damit müsse sein Mandant innerhalb von 14 Tagen erneut dem Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs vorgeführt werden.
Doch nach Einschätzung aus Sicherheitskreisen, werden die Tatverdächtigen durch Zeugenberichte, Spuren am Tatort, die Stimmenanalyse eines Mailboxmitschnittes und neue Erkenntnisse schwer belastet. Außerdem gibt es nach PNN-Informationen weitere belastende Erkenntnisse der Ermittler, die aus ermittlungstaktischen Gründen noch nicht öffentlich geworden sind.
Für die Ermittler stehe „mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit fest“, dass die beiden Tatverdächtigen Björn L. und Thomas M. am Tatort waren und die Tat auch begangen haben, hieß es gestern. So seien auf der am Tatort gefundenen Scherbe von einer Bierflasche neben den Fingerabdrücken und Blutspuren von Thomas M. auch Blutspuren des Opfers Ermyas M. gefunden worden. Bisher war nur von Fingerabdrücken und DNA-Spuren von Thomas M. auf der Scherbe die Rede. Offen ist noch, ob das Opfer mit der Bierflasche traktiert wurde.
Außerdem sind sich die drei Experten des Landeskriminalamtes (LKA), die den Mitschnitt einer Handymailbox analysiert haben, absolut sicher, dass dort die beiden Verdächtigen zu hören sind. Sie hatten Stimmproben der Tatverdächtigen mit den von Nebengeräuschen getrennten und einzeln isolierten Stimmen auf der Mailbox verglichen. Kurz bevor er zusammengeschlagen worden war, hatte Ermyas M. noch seine Ehefrau angerufen. Da diese nicht abnahm, wurde das Gespräch von der Mailbox aufgezeichnet. Deutlich zu hören ist, wie Ermyas M. von zwei Männer als „Nigger“ beschimpft wurde. Vorher soll Ermyas M. deutlich „Schweinesau“ gesagt haben. Offen ist, ob das den Angreifern oder seiner Frau galt. Die Ehefrau habe die Beschimpfung beim Abhören der Mailbox auf sich bezogen, heißt es.
Der Rechtsanwalt von Björn L., Veikko Bartel, geht weiterhin davon aus, dass sein Mandant ein Alibi hat. Die Ermittler halten es derzeit aber für von Mutter und Freunden konstruiert. Zudem habe sich der Lebensgefährte der Mutter in Widersprüche verwickelt. Auch die Angaben der Freunde von L., sie seien am Tatabend mit ihm essen gegangen und hätten ihn dann nach Hause gefahren, werden bezweifelt. Das Alibi sei am vergangenen Freitag erst konstruiert worden, heißt es.
Der Verteidiger von Thomas M. bestätigte gestern, dass sein Mandant kein stichhaltiges Alibi für die Tatnacht habe: M. sei zu Hause gewesen und habe Fernsehen geguckt. Er bestreitet jede Tatbeteiligung und auch, dass er der rechten Szene angehört. Thomas M. habe freiwillig eine Speichelprobe abgegeben. Auf die DNA-Spuren und Fingerabdrücke seines Mandanten auf der Flaschenscherbe am Tatort gibt Anwalt Sven-Oliver Milke nicht viel: Der Zeitpunkt, wann die Scherbe dorthin gelangte, sei unklar. fan/HK /pet/thm
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: