MEINE Woche: „Blut“ geleckt

Wer glaubt, Theater ist nur Text auswendig lernen und dann Probe, Probe, Probe, der täuscht sich gewaltig. Seit einem Jahr nun finde ich mich wöchentlich in einem wahren Theaterthriller am Hans Otto Theater wieder. Es begann mit dem Wunsch, Theater zu spielen. Doch alles sollte anders kommen. Schon beim ersten Betreten des Theaters stieß ich auf eine 20 Jahre alte Leiche: die Mauer! Mein Spürsinn war gefragt. Ich, damals noch Geschichtsstudent, stürzte mich in ein Kriminalabenteuer mit offenem Ausgang. Am Ende hatte ich mit dem Jugendclub des Hans Otto Theaters das Stück „Der Fall Mauer, Mord, Moneten“ geschrieben und auf die Bühne gestellt: Ein Krimi über den Mauerfall. Seitdem habe ich Theater-Blut geleckt. Am Freitag habe ich auf der Bühne des Kleist-Forums in Frankfurt/Oder eine Pfarrerin erschossen. Und ich werde es wieder tun: am 31. Oktober in der Reithalle des Hans Otto Theaters. Doch wie sollte ich ahnen, was der „Fall“ für hässliche Folgen haben sollte? Kaum war ich dreimal des Mordes überführt, musste ich feststellen, dass mein Äußeres katastrophal ist. „Als Mensch bist du sehr schön, aber dein Gesicht ist leider sehr, sehr hässlich!“ Endlich sagte das mal jemand zu mir und ich durfte die Hauptrolle im Stück „Der Hässliche“ spielen. Nachdem ich als Spieler im Jugendclub nun mit einem Trabi über die Mauer flog, Morde beging, mich einer Schönheits-OP unterzog, küsste (Männer und Frauen!) und vom Hochhaus springen wollte, wechsle ich jetzt die Seiten und werde zum Spielleiter oder zum „Teamer“. Das heißt, dass ich nun meine eigene Stückentwicklung mit zehn Jugendlichen leiten werde. Am Dienstag treffen wir uns zu unserer zweiten Probe. „Die Nächte so lang“ soll das Stück heißen. Wer sich traut, darf uns gerne unter der Nummer (0331) 981 11 62 anrufen und mitmachen. Aber Vorsicht! Das Betreten des Theaters erfolgt auf eigene Gefahr!

Maximilian Ulrich ist 22 Jahre alt und Teamer der Jugendclubproduktion „Die Nächte so lang“ am Hans Otto Theater.