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Landeshauptstadt: Bluthungrige Plagegeister

Regen und Wärme: Ideale Bedingungen für Moskitos / Nabu prognostiziert mückenreichen Sommer

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Schön warm und feucht: Ideales Stechmückenwetter. Seit es wieder heiß ist, stechen sie zu. Besonders in den frühen Abendstunden entsteigen weibliche Moskitos ihren Verstecken, um ganze Grillpartygesellschaften auszusaugen. Am hochsommerlichen Wochenende traf es zum Beispiel die Besucher der Feuerwerker-Symphonie im Volkspark völlig unvorbereitet. Viele der die Pyroeffekte Bestaunenden wurden mächtig zerstochen.

Inzwischen haben die Blutlieferanten aufgerüstet. In Potsdams Drogerien sind die Regale mit Insektensprays und Mückenbekämpfungsmitteln leer. In den Apotheken müssen Tinkturen zum Schutz vor den Hochfrequenz-Angreifern nachbestellt werden.

Der milde nahezu frostfreie Winter und die vergangenen regenreichen Wochen haben nach Angaben des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu) ideale Brutbedingungen für Mücken geschaffen. Nabu-Experte Julian Heiermann rechnet deshalb mit einem „mückenreichen Sommer“. Ihm pflichtet auch Dr. Ingo Scheffler, Zoologe an der Universität Potsdam, bei. Dass die Tiere so aggressiv wirkten, liege auch an einer längeren Zeit des Darbens, so der Fachmann. Werde es nach längerer Regenzeit warm und sonnig, gingen die Weibchen auf der Suche nach einer Blutmahlzeit „sehr zielstrebig“ vor. Die begatteten Tierchen brauchten nämlich das Blut für die Eireifung, sagt der Zoologe.

Dass die Mücken trotz Bluthungers wählerisch blieben, bestätigt der Zoologe. Die Culex bevorzuge einen bestimmten „Duftcocktail“. Deshalb würden manche Menschen mehr gestochen als andere. Das Abwehrmittel Autan beispielsweise oder auch ätherische Öle wie das der Zeder oder Zitronenmelisse schreckten die kleinen Blutsauger tatsächlich ab. „Sind Sie aber allein in einem Raum mit den Mücken, haben die Tiere keine Wahl und stechen trotz üblen Geruchs“, sagte Scheffler.

Damit das winzige Rohr im Stechsaugrüssel des Moskitos bei der Blutaufnahme nicht verklebe, mische die Mücke einen Blutgerinnungshemmer bei. Dieser löse beim Menschen Abwehrreaktionen aus, sagt Inken Zander, Sprecherin des Apothekerverbandes im Bereich Potsdam. Die Folge seien meist kleine rote Hautflecken oder in seltenen Fällen dicke Quaddeln – in jedem Fall aber Juckreiz. Zum Schutz empfiehlt die Apothekerin Gaze vor den Fenstern oder ein Moskitonetz über dem Bett. Wer sich im Freien aufhält, sollte helle lange Kleidung tragen und sich zusätzlich noch mit so genannten Repellenzien einsprühen. Davon habe sie allein am Samstag in ihrer Apotheke in der Heinrich-Mann-Allee zehn Packungen verkauft und bereits nachbestellt.

Auch Hautarzt Dr. Hans-Joachim Lüdcke sagt, dass die Zahl der Mücken in den vergangenen zwei, drei Tagen drastisch angestiegen sei. Er selbst sei bei einem Spaziergang mit seinem Hund „total zerstochen worden“. In seine Praxis in der Großbeerenstraße seien gestern eine Vielzahl von Patienten mit starker Quadelbildung gekommen. „Die sahen ganz schön zugerichtet aus“, sagt der Arzt. Neben den schon genannten Abwehrmitteln empfiehlt Lüdcke Ölkerzen, UV-Lampen oder Pfeife rauchen. Des weiteren schütze die Einnahme von Vitamin-B-Komplex.

Die eine Mücke gebe es wissenschaftlich gesehen natürlich nicht, sagt Scheffler. Man unterscheide in Deutschland rund 50 Stechmückenarten. Die gängigste sei die Hausmücke, lateinisch culex pipiens. Als Brutstätten bevorzugten diese Tierchen Regenfässer, Dachrinnen oder Blumenkästen. In jedem Fall aber brauche die Mücke Wasser, in das sie ihre Eier ablegen kann – pro Weibchen etwa 200 bis 300 Stück. Hier schlüpfen und leben die Larven bis sie sich zum Zweiflügler entwickeln. Die natürlichen Feinde der Stechmücke seien Spinnen, Fische, Vögel. Und der Mensch, „wenn wir im Schlafzimmer Jagd auf sie machen“, erklärt der Zoologe. Nicola Klusemann

Nicola Klusemann

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