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Erdrückende Aktenlage. Der Angeklagte hatte selbst die Polizei gerufen.

© dpa

Aus dem Gerichtssaal: Blutiges Ende einer Ehe

Am Landgericht begann am Dienstag der Prozess gegen einen Potsdamer, der seine Frau brutal zu töten versuchte.

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Die Kaltblütigkeit, mit der der junge Mann vorging, ist kaum zu begreifen: Der 34 Jahre alte Potsdamer schlug mit einer kiloschweren Hantel auf seine arglos auf dem Sofa sitzende Ehefrau ein und als er entdeckte, dass sie noch lebte, legte er noch zweimal nach. Seit der brutalen Tat im Sommer vergangenen Jahres befindet sich die 38-jährige Chinesin im Wachkoma, sie wird wohl nie wieder ohne fremde Hilfe auskommen. Am gestrigen Dienstag hat gegen den Schlaatzer der Prozess vor dem Potsdamer Landgericht begonnen. Der schmächtige Student muss sich wegen versuchten Mordes, gefährlicher Körperverletzung und Bedrohung verantworten.

Zehn Jahre waren Ronny H. und seine Ehefrau schon verheiratet. Doch in letzter Zeit war die Ehe offenbar alles andere als harmonisch, Ronny H. war bereits ausgezogen. Vor allem über die Kindererziehung konnten sie sich nicht einigen, angeblich wollte die Frau die drei Kinder in ihrem Heimatland China zur Schule schicken, er hingegen hier in Deutschland. Schon vor dem Mordversuch soll Ronny H. seine Frau mehrfach körperlich misshandelt haben. So soll er ihr laut Anklage am 14. April vorigen Jahres in der Küche der gemeinsamen Wohnung einen großen Topf mit brühend heißer Suppe über den Kopf geschüttet haben. Die heute 38-Jährige erlitt schwere Verletzungen, neun Prozent ihrer Körperoberfläche waren verbrannt. Eine Woche lag sie im Krankenhaus. Am 17. Mai soll der Potsdamer der Chinesin außerdem gedroht haben, ihr „beide Augen herauszunehmen“.

Knapp zweieinhalb Monate später eskalierte die Situation offenbar. Die Eheleute hatten am 29. Juli 2013 gemeinsam eine Schule besichtigt, im Anschluss gestattete die Frau ihrem Noch-Ehemann, persönliche Sachen aus der Wohnung zu holen – eine folgenschwere Entscheidung. Denn laut Anklage nahm Ronny H. eine 16,5 Kilogramm schwere Hantel und schlug damit auf die Chinesin ein. Als sie blutend zusammensackte, wählte er den Notruf der Polizei und erzählte, er habe soeben seine Frau getötet. Auf Nachfrage der Beamten, „ob er sicher sei“, schaute er nach und erkannte, dass die Chinesin noch lebte. Daraufhin schlug er erneut zweimal mit der Hantel zu und wusch sich danach im Bad das Blut ab. Bei seiner Rückkehr sei die Frau „zu seinem Erstaunen“ immer noch nicht tot gewesen, so die Staatsanwaltschaft. Doch auch ein erneuter Schlag vermochte ihr Leben nicht auszulöschen. Allerdings erlitt die Chinesin durch die Misshandlung so schwere Kopfverletzungen, dass sie das Bewusstsein verlor. Als die Polizei damals in der Wohnung am Schlaatz eintraf, lag die Frau blutend am Boden. Sie wurde ins Krankenhaus „Ernst von Bergmann“ gebracht und notoperiert. Bis heute befindet sie sich im Wachkoma, wird fachärztlich betreut. Ob sich an ihrem hilflosen Zustand jemals noch etwas ändert, ist fraglich.

Der Angeklagte sitzt seit dem 30. Juli vorigen Jahres in Untersuchungshaft in der Justizvollzugsanstalt Brandenburg. Die gemeinsamen Kinder wurden getrennt voneinander untergebracht.

„Es scheint eine schwierige Beziehung gewesen zu sein, insbesondere wegen des soziokulturellen Hintergrundes“, sagte Rechtsanwältin Marlen Block am Rande des Prozesses. Sie vertritt das Opfer als Nebenklägerin im Prozess. Um sich ein Bild über die Hintergründe zu machen, musste sie sich auf Akten und die Angaben der Angehörigen verlassen.

Die Verteidigerin des angeklagten Studenten teilte indes mit, ihr Mandant wolle ein Geständnis ablegen. Allerdings befand der Kammervorsitzende Frank Tiemann, dass dann unbedingt der psychiatrische Sachverständige Alexander Böhle zugegen sein müsste. Da der Gutachter erst ab dem 5. Mai, dem zweiten von 14 anberaumten Prozesstagen, anwesend sein kann, wird der Angeklagte auch dann erst aussagen.

Das Urteil soll voraussichtlich am 15. Juli verkündet werden. Bei einem Schuldspruch könnte Ronny R. unter Umständen eine lebenslange Freiheitsstrafe drohen, sagte Landgerichtssprecher Theo Horstkötter.(mit dpa)

Gabriele Hohenstein

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