Landeshauptstadt: Boardinghaus: Linke gegen Genehmigung
Schiffbauergasse: Kritik an Bauverwaltung hält an
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Die Potsdamer Linke-Fraktion macht mobil gegen die Pläne für ein Boardinghaus in der Schiffbauergasse. In einem Antrag für die nächste Sitzung der Stadtverordneten am 6. April fordert die Fraktion, die von der Bauverwaltung bereits erteilte Baugenehmigung für das Haus – eine Art Langzeithotel, in dem Gäste in 33 Apartments wohnen sollen – zurückzunehmen. Der Bau des Hauses sei mit der Gefahr verbunden, dass der Veranstaltungsbetrieb in der Schiffbauergasse eingeschränkt werde, begründet die Linke den Vorstoß.
Wie berichtet, verstößt die Genehmigung für das Boardinghaus, das der Oldenburger Investor Dirk Onnen bis Mitte nächsten Jahres neben dem Parkhaus errichten will, gegen den erklärten Willen des Stadtparlaments. Die Stadtverordneten hatten 2006 beschlossen, jegliche Wohnnutzung in der Schiffbauergasse auszuschließen. Grund war die Befürchtung, Anwohner könnten gegen Lärm am mit 100 Millionen Euro sanierten Kulturstandort klagen. Allerdings ist dieser Beschluss aus Sicht der Bauverwaltung hinfällig. Dabei beruft sich der Baubereich darauf, dass der Bebauungsplan für die Schiffbauergasse nie in Kraft getreten sei – und damit der Stadtverordnetenbeschluss wirkungslos. Doch der Grund für den fehlenden B-Plan war ein Versäumnis in der Bauverwaltung. Zugleich hatte Bauderzernent Matthias Klipp (Grüne) jüngst erklärt, ein Boardinghaus entspreche einer „gewerblichen Nutzung“ und sei daher zulässig.
Erst am Wochenende hatte der Intendant des Hans Otto Theaters, Tobias Wellemeyer, die Kritik seines Hauses an den Bauplänen bekräftigt. Die genehmigte Wohnsituation schaffe einen „juristischen Präzedenzfall“. Bei Konzerten, etwa im Waschhaus, könne er sich nicht vorstellen, „dass das nicht in irgendeiner Weise zu Konflikten führt“. Die Strategie, das Gelände mit Außenveranstaltungen zu beleben, werde durch das Boardinghaus „mit einem ziemlichen Fragezeichen versehen“. Schon Ende Januar hatten Kulturträger aus der Schiffbauergasse in einem Brief an Kulturdezernentin Iris Jana Magdowski (CDU) gegen das Haus protestiert, bisher aber keine Antwort erhalten.
Unterdessen sucht die Stadtverwaltung nach einer gemeinsamen Sprachregelung. Eine PNN-Anfrage zu Unstimmigkeiten zwischen Baudezernent Klipp und seiner Kollegin Magdowski zum Boardinghaus blieb gestern unbeantwortet. „Wir stimmen uns intern noch ab“, sagte Rathaussprecher Stefan Schulz. So blieb gestern unklar, ob Magdowski – wie Klipp – das Boardinghaus als „sinnvolle Ergänzung“ des Kulturstandortes bewertet. Zudem hatte Klipp Magdowskis Darstellung widersprochen, das Gästehaus sei ein Hinderungsgrund, das Theaterschiff an die Schiffbauergasse zu holen.H. Kramer
H. Kramer
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