Landeshauptstadt: „Boardinghouse“ für die Schiffbauergasse
Anstatt eines Gewerbe-Anbaus an das Parkhaus soll ab „Mitte des Jahres“ eine Art Langzeit-Hotel entstehen
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Berliner Vorstadt - Der geplante Anbau an das Parkhaus am Kultur- und Gewerbestandort Schiffbauergasse soll nicht wie bisher vorgesehen für reines Gewerbe genutzt werden, sondern als so genanntes „Boardinghouse“. Das sagte Baudezernent Matthias Klipp (Bündnisgrüne) am Mittwochabend im Hauptausschuss auf Anfrage der Linken-Stadtverordneten Karin Schröter. Auf Nachfrage, was unter so einem „Boardinghaus“ zu verstehen sei, sagte Klipp, es gehe um ein gewerbliches Objekt, das möbliertes Wohnen auf Zeit beinhalte, dessen Bewohner meist für einen längeren Zeitraum als in einem Hotel untergebracht sind. Ein entsprechender Bauantrag sei bereits gestellt, erklärte der Beigeordnete.
Zugleich versicherte der Baudezernent auf mehrmalige Nachfrage, die neue Nutzung des Hauses würde sich mit dem Konzept des Kulturstandorts vertragen, insbesondere beim Thema Lärm. Klipp sagte, auch mit der neuen Nutzung als „Boardinghaus“ seien Klagen „definitiv ausgeschlossen“. Für den Neubau müsse ein umfangreicher Schallschutznachweis geführt werden.
In der Vergangenheit war von den Stadtverordneten jede Wohnnutzung am Kultur- und Gewerbestandort Schiffbauergasse in der Berliner Vorstadt kategorisch ausgeschlossen worden, damit das kulturelle Leben nicht durch etwaige Klagen sich gestört fühlender Anwohner beeinträchtigt werden kann. Der Oldenburger Investor Dirk Onnen – Sanierer der Zichorienmühle am Hans Otto Theater und des Werner-Alfred-Bades in der Hegelallee – wollte sich gestern zu dem Vorhaben nicht äußern. Zum Jahreswechsel hatte er den PNN erklärt, „Mitte des Jahres“ 2011 werde Baustart für den Anbau an das bestehende Parkhaus sein.
Städtebauliche Aufgabe des Gebäudes ist die optische Abschirmung des Parkhauses zum Wasser. Derzeit ist von dort nur eine unästhetische Brandwand zu sehen. Parkhaus, Parkhaus-Anbauten – ein weiterer Anbau in Richtung Reithalle ist laut Bebauungsplan möglich – sowie das VW-Design-Center bilden eine architektonische Einheit. Architekt Moritz Kock hatte das Ensemble geplant; mit dem Anbau eines „Boardinghouse“ würde eines der letzten Häuser nach Entwürfen Kocks realisiert. Der international tätige Architekt war in der Nacht vom 31. Mai zum 1. Juni 2009 beim Absturz einer Air- France-Maschine in den Atlantik ums Leben gekommen. Kock hatte sich in Rio de Janeiro mit dem Stararchitekten Oscar Niemeyer getroffen, dessen Entwurf für ein Potsdamer Freizeitbad kaum mehr Aussicht auf Realisierung hat. HK/gb
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