Landeshauptstadt: Boede schmeißt hin
Andere-Politiker tritt zornig aus Toleranz-Beirat ab
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Lutz Boede schmeißt hin: Der prominente Vermittler zwischen Stadt und Jugend-Szene gibt seinen Sitz im Beirat zur Umsetzung des Aktionsplanes für Toleranz und gegen Gewalt ab – für unbestimmte Zeit. „Ich selbst hatte oft eine Übersetzerrolle zwischen bürgerlichem und alternativem Milieu zu bewältigen – derzeit bin ich im Zweifel, ob ich diese Rolle künftig noch ausfüllen kann und will“, schrieb Boede an den gestern tagenden Beirat. An der Sitzung nahm der Chef der Wählergemeinschaft Die Andere nicht mehr teil. Der Rückzug kommt in einer angespannten Situation, seit die Debatte um Potsdams Jugendkultur nach dem Nazi-Vergleich von Oberbürgermei ster Jann Jakobs und dem offenbar zu hartem Polizeieinsatz nach einer ungenehmigten Party in der Skaterhalle deutlich schärfer geführt wird.
Als Grund für seinen Ärger nannte Boede den Umgang mit seiner Wählergemeinschaft, die vor der Kommunalwahl noch eine Fraktion war. Diesen Status und die damit verbundenen Rechte hat Die Andere wegen der neuen Kommunalverfassung verloren, obwohl sie seit den Kommunalwahlen nun drei statt zwei Stadtverordnete stellt. In der jüngsten Sitzung des Stadtparlaments hatte eine Mehrheit beschlossen, dass alle fraktionslosen Stadtverordneten künftig gemeinsame Räumlichkeiten nutzen müssen. „Als Kollateralschaden dieses undemokratischen Beschlusses erhält die rechtsextreme DVU erstmals einen Anspruch auf Büroräume im Stadthaus“, so Boede gestern. Oberbürgermeister Jann Jakobs habe bereits die Räumung des Andere-Büros bis 15. Dezember gefordert. „Durch diese Entwicklung sehe ich mich nicht in der Lage, an der heutigen Sitzung teilzunehmen“, schrieb Boede dem Beirat. Eine „irgendwie vernünftige und sachliche Zusammenarbeit“ mit dem Oberbürgermeister oder den Vertretern von CDU und Grünen sei ihm derzeit „weder möglich noch zumutbar“, so Boede – obwohl er die Arbeit des Beirats an sich schätze.
Die Mitglieder im Beirat sollen gestern „schockiert“ auf den überraschenden Rückzug von Boede reagiert haben, seine Abwesenheit würde „bedauert“. Laut Teilnehmern soll Oberbürgermeister Jann Jakobs zugesagt haben, dafür zu sorgen, dass sich Boede keinen Raum mit dem DVU-Stadtverordneten Günther Schwemmer teilen müsse. Dies sei ihm so nicht bewusst gewesen. HK
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