
© Andreas Klaer
Von Guido Berg: Bohrpfähle für die neuen Treppenhäuser
Besichtigung der Bibliotheksbaustelle: Kulturbeigeordnete froh über Sanierung „zum letzten Zeitpunkt“
Stand:
Innenstadt - Die Kulturbeigeordnete ist „heilfroh“. Angesichts der vom Finanzbeigeordneten Burkhard Exner (SPD) für die Zukunft angekündigten Kürzung freiwilliger Mittel im Stadthaushalt erfolge die Sanierung der Stadt- und Landesbibliothek „zum letzten Zeitpunkt“. Das erklärte Iris Jana Magdowski gestern während eines Baustellenrundgangs. Der etwa elf Millionen Euro teure Umbau wäre „in dieser Größenordnung“ künftig kaum mehr möglich. Dank der „in der Oberbürgermeisterwahl auf den Weg gebrachten 600 000 Euro“ erhalte die nach den Plänen des Architekten Reiner Becker umgebaute Bibliothek sogar eine angemessene Innenausstattung, sagte die Kulturbeigeordnete.
Der Fotograf Bernd Kröger übergab an Iris Jana Magdowski gestern eine Fotodokumentation, die den Titel trägt: „Von der Stadt- und Landesbibliothek zum Wissensspeicher der Stadt Potsdam“. Eine Gruppe aus zehn Hobbyfotografen hatte die erste Etappe des Bibliotheksumbaus fotografisch begleitet. Insbesondere die Fotografien aus der Zeit kurz vor Sanierungsstart zeigten eindrucksvoll „den Handlungsbedarf“, so die Beigeordnete.
Derzeit gehe die „Entkernung nichttragender Teile“ dem Ende entgegen; in 14 Tagen soll sie abgeschlossen sein, erklärte Bauleiter Ingolf Noack. Ab dem 6. Dezember seien „die Rohbauer“ vor Ort. Dann werde die Bibliothekssanierung auch von außen erkennbar, da die 526 Lisenen – vertikale Fassaden-Elemente – abgenommen werden. Dies soll Noack zufolge Ende Januar 2011 abgeschlossen sein. Das im Oktober 1974 eingeweihte Bibliotheksgebäude am Kanal wird bis auf die Trägerstruktur zurückgebaut. Es erhält eine neue Innenaufteilung und auch eine neue Fassade. Gegenwärtig sind Spezialfirmen dabei, 51 kleine Bohrpfähle 17 Meter tief in den Grund zu treiben, um die neuen Treppenhäuser darauf abzustützen. Noack zufolge sei eine Pfahlgründung sehr teuer, da dabei Spezialmaschinen eingesetzt werden müssen. Der morastige Untergrund erlaube jedoch kein anderes Fundament. Wie der Leiter des Kommunalen Immobilien Service (KIS), Bernd Richter, erklärte, sei der Bibliotheksbau in der ersten Hälfte der 1970er Jahre auf etwa 1100 Bohrpfählen gegründet worden. Wie Bauleiter Noack weiter erläuterte, dürfen die alten Treppenhäuser erst abgerissen werden, wenn die neuen stehen. Der Grund, erläuterte Noack: Über die Treppenhäuser erhalte die Grundkonstruktion ihre seitliche Stabilität. Mit der Fertigstellung der neuen Treppenhäuser rechnet der Bauleiter im September des kommenden Jahres – „wenn der Winter nicht so kalt wird und Bauverzögerungen verursacht“. Noack zufolge könne unter fünf Grad Celsius nicht mehr gemauert und bei unter minus fünf Grad Celsius kein Beton mehr gegossen werden. Mitte 2012 sollen die Bauarbeiten abgeschlossen sein. Nach einer mehrmonatigen Einrichtungsphase wird das neue Haus Anfang 2013 eröffnet, erklärte Bibliothekschefin Marion Mattekat.
Wer die 1500 Quadratmeter der oberen Bibliotheks-Etage mieten wird, wollte KIS-Chef Richter nicht sagen. Es sollte eine „kulturaffiner Nutzer“ sein, so die Kulturbeigeordnete. Sie würde mit ihrem Kulturamt selbst einziehen, fürchtet aber, sie könne „als staatliche Einrichtung nicht genug Miete zahlen“. Dazu Richter zurückhaltend: „Wir prüfen derzeit die Optionen.“
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: