Landeshauptstadt: Bombensuche in Potsdam noch lange nicht beendet
Erst die Hälfte geschafft, 2009 soll das Areal um das Bergmann-Klinikum abgesucht werden
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Die Bergung von Munition aus dem 2. Weltkrieg wird die Potsdamer noch mehrere Jahre beschäftigen. Etwa die Hälfte der Kriegshinterlassenschaften sind in den vergangenen 18 Jahren aus dem Boden geholt worden, sagte Ordnungsamtsleiterin Marina Kluge. Die systematische Suche laufe. Im nächsten Jahr soll rund um das Klinikum Ernst von Bergmann nach Blindgängern gefahndet werden, neue Evakuierungen drohen. Seit 1991 sind etwa 120 Bomben in Potsdam entschärft worden. Gut die Hälfte der Landeshauptstadt gelten laut einer Grafik des Innenministeriums als Kampfmittelverdachtsfläche, ein Teil davon ist bereits abgesucht.
Potsdam sei bislang glimpflich davon gekommen, sagte Kluge. Zwar seien immer mehrere tausend Menschen evakuiert worden, zwei Mal sogar das gesamte Klinikum. Jedoch seien der Stadt größere Dinge wie das Auffahren von Sand oder das Graben von Gruben erspart geblieben. Sie kritisierte das Verhalten der Potsdamer, die sich bei einer Evakuierung weigern die Wohnungen zu verlassen. Die Verzögerungen würden das Entschärfen erschweren. „Ich möchte nicht derjenige sein, der in dem Loch an den Bomben rumschraubt. Es wird rutschig, es wird glatt und es wird dunkel“, so Kluge. Zuletzt ist es zu Verzögerungen gekommen, weil ein Potsdamer nicht aus seiner Wohnung wollte. „Ich mach das doch nicht aus Langeweile oder um jemanden zu ärgern“, so Kluge. Bei jedem Fund wird ein Sperrkreis von 800 Metern gezogen.
Brandenburg ist das am stärksten mit Kampfmitteln belastete aller Bundesländer, teilte das Innenministerium mit. Rund 392 000 Hektar gelten als kampfmittelverdächtig. Das entspricht 13 Prozent der Landesfläche. In den letzten Jahren sind jeweils mehr als 300 Tonnen Munition unschädlich gemacht worden. Geborgene Munition wird zumeist zur Beseitigung nach Kummersdorf/Gut abtransportiert.
In Potsdam sind Mitte Dezember vier Bomben entschärft worden, die im Forst zwischen Brauhausberg und Michendorf gelegen haben. Eine Stelle, an der zuvor nur wenige Einschläge vermutet worden sind. Gesucht wurde im Auftrag des Landes systematisch, um im kommenden Jahr Holz zu ernten. Dabei ist laut Munitionsbergungsdienst nicht der komplette Wald, sondern nur die sogenannten Rücke-Trassen, auf denen die schweren Geräte des Forstamtes fahren, geräumt worden. Insgesamt wurden dabei ein Dutzend Bomben gefunden.
Systematisch werde auch in Potsdam nach Bomben gesucht, sagte Kluge. „Die Hälfte ist soweit durch.“ Die jetzige Liste mit den übrig gebliebenen Standorten sei beim Munitionsbergungsdienst in Wünsdorf. Dort werde entschieden, welche Maßnahmen nötig sind.
Die Bomben stammen aus der Potsdamer Bombennacht vom 14. April 1945. 836 Beleuchtungsbomben ließen die Residenzstadt taghell werden. Anschließend fielen in nur 30 Minuten 1752 Tonnen Bomben, insgesamt starben in dieser Nacht 1593 Menschen in Potsdam. Unter den hunderten zerstörten Gebäuden waren das Stadtschloss und die Garnisonkirche. Jan Brunzlow
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