Landeshauptstadt: Bonsai im Lichthof
490 Mitarbeiter arbeiten künftig im Justizzentrum an der Jägerallee. Eine Baustellen-Begehung
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Jägervorstadt - Auf große Resonanz stieß gestern bei Potsdamer Justizmitarbeitern der „Tag der offenen Baustelle“ für das künftige Justizzentrum in der Jägerallee. Mit Interesse nahmen sie zur Kenntnis, dass das Linoleum auf den Fußböden dunkelrot sein wird. Weitere Details der Neubau- und Restaurierungsarbeiten auf dem Gelände der einstigen Unteroffiziersschule erläuterte Michael Grimmelt vom Landesbetrieb für Liegenschaften und Bauen. So wird das von Karl Friedrich Schinkel entworfene Treppenhaus restauriert und als Durchgang für jeden gestaltet, der das offene Gelände tagsüber betreten will. Freilich restriktiv werde der Zugang am künftigen Haupteingang gehandhabt, wo Besucher des Landgerichtes, des Amtsgerichtes und der Staatsanwaltschaft durchleuchtet werden „wie auf dem Flughafen“, so Grimmelt. Beschusssichere Glasfronten trennen dann Innen- und Außenbereiches der Lobby.
Das neue für 41,77 Millionen Euro gestaltete Justizzentrum wird laut Grimmelt über eine Cafeteria verfügen. Gekocht werde im Keller und das Essen über einen Fahrstuhl heraufbefördert – aber „nicht getrennt für Richter und Staatsanwälte angeboten“, sagte Grimmelt. Der Altbau-Bereich – die älteste Gebäudeteil wurde von 1826 bis 1828 nach Entwürfen Schinkels errichtet – soll noch Ende dieses Jahres an die Staatsanwaltschaft übergeben werden. Die Gesamteinweihung ist für das Frühjahr 2008 anvisiert. Grimmelt zufolge werden etwa 490 Justizmitarbeiter am neuen Justizzentrum beschäftigt sein. Bisher arbeiten sie an anderen Standorten der Stadt.
Wie Lothar Wehr, Leiter der Niederlassung Potsdam des Landesbetriebes für Liegenschaften und Bauen erklärte, ist es Ziel des Landes, seine Institutionen aus gemieteten Gebäude herauszunehmen und in eigenen Liegenschaften unterzubringen. Das bisherige Amtsgericht in der Hegelallee werde das dortige Gebäude weiter nutzen. Der jetzige Sitz des Landgerichts an der Hegelallee/Ecke Friedrich-Ebert-Straße ist laut Wehr als Sitz des Oberlandesgerichts im Gespräch. „Das ist ein Thema“, sagte Wehr, entschieden sei das noch nicht. Horst Fischer, stellvertretender Pressesprecher des Justizministeriums, dementierte gestern diese Überlegung. Vielmehr solle das Verwaltungsgericht, jetzt in der Allee nach Sanssouci, in das Gebäude des jetzigen Landgerichtes einziehen.
Der Altbaubereich wird mit einem Neubau, in dem die Gerichtssäle untergebracht sind, durch ein Glasdach verbunden, erklärte Grimmelt auf dem gestrigen Baustellen-Rundgang weiter. Darunter befinde sich nach der Fertigstellung ein Wandelgang, in dem sich die Zeugen aufhalten können, die während der Verhandlungen per Lautsprecher in die entsprechenden Gerichtssäle beordert werden. Als architektonische Kleinodien dürften die öffentlich nicht begehbaren Lichthöfe gelten, die im japanischen Stil mit Bonsai-Bäumen bepflanzt werden. Große Bäume dürfen dort nicht wachsen, so Grimmelt, damit an diesen niemand herein oder herausklettern kann.
Die künftigen Nutzer des Gebäudes besahen sich auch die mit Klarglas versehenen Bürotüren, wodurch Tageslicht bis in die Flure dringen kann, neugierige Blicke ins Büro jedoch auch möglich sind. Um dies unterbinden zu können, sind die Bürotürfenster mit einem Rollo ausgestattet. Weniger Freude macht den Justizangestellten die Aussicht, für ihren Parkplatz künftig zahlen zu müssen – entweder auf dem Gelände an der Jägerallee oder bei Benutzung des Parkhauses der Stadtverwaltung. Dessen ungeachtet zeigte sich Staatsanwältin Juliane Heil optimistisch hinsichtlich ihres künftigen Arbeitsplatzes: „Ich bin persönlich begeistert.“ Zwar nicht sie selbst, aber Kollegen in der Heinrich-Mann-Allee arbeiteten bis dato in einem Bürocontainer. Deren Arbeitsbedingungen würden sich sehr verbessern. Staatsanwältin Katharina Sülldorf meinte, anhand der Baustelle könne sie noch nicht urteilen: „Aber ich lasse mich überraschen.“
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