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Landeshauptstadt: Borkenhaut für die Königs-Küche

Parkbauten werden mit Baumrinde verkleidet

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Der Neue Garten erhält im kommenden Jahr nach der Eremitage auch das Borkenhäuschen zurück, das als Küche für die nahegelegene Muschelgrotte diente. Das kündigte der Potsdamer Rotary-Klub „Alter Markt“ an. Den Löwenanteil der Finanzierung, die noch nicht beziffert ist, übernimmt Klubmitglied Margit Bröhan. Die Familie ist durch das von Karl H. Bröhan (1921-2000) begründete heutige Landesmuseum für Jugendstil, Art Déco und Funktionalismus nahe Schloss Charlottenburg bekannt geworden.

In den 1790er Jahren gebaut, fiel das Borkenhäuschen den Bau- und Gestaltungsarbeiten für das ab 1913 errichtete Kronprinzenschloss Cecilienhof zum Opfer. Auf Parkführungen wird der am Standort des Bauwerks erhaltene gemauerte Fundamentring gezeigt, der inzwischen wieder freigelegt worden ist. Der kleine Rundbau war mit Baumrinde verkleidet und besaß ein nach oben trichterförmig spitz zulaufendes Rohrdach. Als origineller Rauchabzug diente die Nachbildung eines hohlen Baumstamms mit einer Eule als Esse. Für das Innere werden in einem Inventar „ein Feuerherd, zwei Küchentische und Spinde“ genannt. Wurden die königlichen Gäste der in der Muschelgrotte veranstalteten Gesellschaften von hier aus mit Essen versorgt, so konnten sie ihre Bedürfnisse an einer Eiche erledigen, in die ein ebenfalls eichener Nachtstuhl „mit Kupfereimer und Fayence Nachttopf“ eingefügt war.

Laut Auskunft von Margit Bröhan wird zunächst der Außenbau der Küche wiederhergestellt. Damit hat die Schlösserstiftung das Babelsberger Unternehmen Roland Schulze Baudenkmalpflege beauftragt. Zu einer eventuellen Nutzung des Parkbauwerks gebe es noch keine Festlegungen.

Im Zusammenhang mit dem Wiederaufbau des Küchenhäuschens will die Stiftung auch zwei anderen Parkarchitekturen ihre ursprüngliche Haut aus Eichenborke zurückgeben. Dies bestätigte Chefrestaurator Hans-Christian Klenner. Dazu zählt die unter König Friedrich Wilhelm II. 1796 auf der Landzunge Quapphorn am Jungfernsee errichtete Eremitage. Sie war 1964 abgerissen worden, weil sie im Grenzgebiet zu Westberlin lag und das Schussfeld der DDR-Grenzwächter einengte. 2007/08 hatte der Potsdamer Rotary-Club die Wiedererrichtung des wichtigen Parkbauwerks in die Hand genommen und durch Spenden mitfinanziert. Bisher ausgeblieben ist die für 2009 vorgesehene Erneuerung der Außenhaut aus Eichenrinde. Sie soll nun im Zusammenhang mit dem Aufbau des Küchengebäudes nachgeholt werden. Dazu sind mehrere Hundert Quadratmeter Borke erforderlich.

Die Borke werde nicht allein für den Küchenbau und die Einsiedelei benötigt, erklärte Klenner, sondern komme auch dem ebenfalls mit diesem Naturmaterial verkleideten sogenannten Beelitzer Jagdschirm auf der Pfaueninsel zugute. Dabei handelt es sich um eine Jagdhütte, die 1796 aus den Wäldern bei Beelitz hierher umgesetzt worden war. Erhart Hohenstein

Erhart Hohenstein

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