
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: Bornimer nennt Kleinplaneten „Schwope“
Bernd Thinius gibt fernem Himmelskörper den Namen eines AIP-Astronomen
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Es nahm seinen Anfang, als die Tochter von Bernd Thinius ein Preisausschreiben des Astrophysikalischen Instituts Potsdam (AIP) gewann. „Weil Papa alle Fragen richtig beantworten konnte.“ Der Preis: Eine Nacht Sternegucken im Astrophysikalischen Institut Potsdam. Dabei lernte Thinius den Astronomen Axel Schwope kennen. Als Thinius, Hobbyastronom aus Leidenschaft, in Bornim auf dem Dach seines neuen Einfamilienhaus eine eigene kleine Sternwarte einrichtete, half ihm Axel Schwope dabei. Nun hat sich Thinius dafür revanchiert: Er gab einem von ihm entdeckten Kleinplaneten den Namen „Schwope“. Im September hat die Internationale Astronomische Union (IAU) die Benennung des Kleinplaneten mit der Nummer 278513 bestätigt, teilte das AIP am Donnerstag mit.
„Schwope“ ist Teil des Asteroidengürtels zwischen Mars und Jupiter. Mit einer Umlaufzeit von 3,7 Jahren und einem Durchmesser von etwa 2,5 Kilometern beträgt seine Erdentfernung derzeit rund 511 Millionen Kilometer. Der irdische Schwope zeigte sich gerührt: „Zunächst wollte ich die Ehrung nicht annehmen, aber Bernd Thinius hat mich am Ende überzeugt. Ich bin ihm für die Namensgebung sehr dankbar, sie ist Ausdruck einer sehr gelungenen Zusammenarbeit zwischen einem Profi und einem Amateur“.
Den gänzlichen Anfang nahm die Geschichte freilich, als Bernd Thinius sechs Jahre alt war und kleine Fernrohre auf den Mond richtete. Es kamen die Planeten hinzu, später auch Galaxien, die er auch fotografierte. Vor dem Bau seines Bornimer Hauses 2005 beobachtete Thinius die Sterne vom Balkon seiner Wohnung in der Waldstadt. Nach Jahrzehnten der astronomischen Beschäftigung reichte dies alles jedoch nicht mehr, der heute 53-Jährige wollte „etwas Sinnvolles tun“. Seit 2007 ist seine Privatsternwarte voll einsatzbereit – auch dank Axel Schwope – und Thinius ist auf der Suche nach Asteroiden. Insbesondere interessieren den Bornimer die sogenannten „Erdbahnkreuzer“ oder auch „Near Earth Objects“ – Brocken im All, die der Erde gefährlich werden und auf ihr einschlagen könnten. Und wenn „Schwope“ in diesem Punkt auch völlig „unkritisch“ ist, wie Thinius sagt, so könnten Hobbyastronomen doch einen wichtigen Beitrag leisten, wenn es um die Entdeckung von Erdkollisionskandidaten geht. Die großen Profiteleskope hätten Spezialaufgaben, beispielsweise die Suche nach Exo-Planeten, Planeten ferner Sterne. Die plötzlich auftauchenden, erst in relativer Erdnähe sichtbar werdenden Asteroiden aber sind das Feld der 1000 auf der Welt gemeldeten kleinen Beobachtungsstationen, die zumeist privat betrieben werden und von denen Bernd Thinius in Bornim auf dem Hausdach eines betreibt.
An allen 51 oder 52 wolkenfreien Nächten im Jahr ist Thinius mit seinem 36-Zentimeter-Teleskop am Start. Der Entdeckung von „Schwope“ am 14. Februar 2008 liegen enorme technische Voraussetzungen zugrunde, die erkennen lassen, dass der Begriff „Hobbyastronom“ eine Verniedlichung ist. Der Fotochip, auf dem die Teleskopbilder gebannt werden, ist auf minus 40 Grad gekühlt, um „das Restrauschen“ zu unterdrücken. Ein „Autoguider“ hält das Teleskop trotz Erddrehung auf der anvisierten Position. Nach intensiver Bildbearbeitung werden bis zu 50 Himmelsbilder wie ein „Mini-Movie“am PC hintereinander abgespielt. Bewegt sich ein winziger Punkt vor dem Hintergrund der Fixsterne, könnte es eine Entdeckung sein. Guido Berg
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