Landeshauptstadt: Botty-Builder am Ball
Informatik-Schüler des Helmholtz-Gymnasiums bringen Balljungen um ihren Job – mit einem Roboter für Tennisbälle
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Informatik-Schüler des Helmholtz-Gymnasiums bringen Balljungen um ihren Job – mit einem Roboter für Tennisbälle Von Guido Berg Unterm historischen Deckengewölbe im Foyer des Helmholtz-Gymnasiums unternimmt die Zukunft ersten Schritte. Natürlich schlagen sie erstmal fehl. Der Vorführeffekt. Über einhundert Schüler wollen sehen, wie die Jung-Informatiker aus der 11. Klasse Botty, ein kleines Elektronik-Vehikel auf drei Rädern, dazu bringen, den Balljungen auf dem Centrecourt den Job streitig zu machen. Der mobile Roboter Marke Eigenbau soll auf einem kleinen Spielfeld von 2,40 mal 2,40 Meter völlig autonom soviel Tennisbälle wie möglich aufspüren und in die eigene Ecke bringen. Beim „Roboking-Wettbewerb“ in Erfurt haben die Helmhöltzer mit ihrem Digital-Geschöpf einen ehrenvollen zehnten Platz errungen. Da die ersten 16 bei der Hannover Messe im April in der Endrunde gegeneinander antreten, können Peter Grätz, Stefan Friesel, Till Rohrmann und Thomas Klingbeil noch ganz oben auf dem Treppchen landen, wenn Ja, wenn „er“ im richtigen Moment das macht, wofür er ins Leben gerufen wurde. Im Augenblick jedoch rührt er sich nicht von der Stelle. „Theoretisch hätte es funktioniert“, versucht Thomas Klingbeil den Lapsus zu erklären. Ein Draht hat sich gelöst. „Wir löten jetzt“, kündigt der Abiturient an. Die Schüler der anderen Klassen haben großes Verständnis für die Situation – und gehen wieder zurück in ihre Unterrichtsräume. Freilich ist „er“ nicht nur ein sensibles Stück Hightech, sondern sogar „sehr schüchtern“, meint Grätz scherzend. Wenn Publikum dabei ist, funktioniere der elektronische Balljunge nicht. Ausgerüstet ist er mit einer Kamera, mit der er die gelben Tennisbälle ortet. Weiterhin hat er einen Ultraschallsensor zur Entfernungsmessung – „ähnlich wie bei einer Fledermaus“, sagt Thomas Klingbeil. An der Seite besitzt er Infrarotsensoren, um sich von gegnerischen Robotern fern zu halten, denn die zu berühren ist laut Reglement verboten. Zudem misst der Roboter das Magnetfeld der Erde mit einem Kompass – damit er „weiß“, ob er sich gerade um 90 oder um 180 Grad dreht. Wie heißt „er“ eigentlich? „Hat Botty eigentlich einen Namen?“, entgegnet Peter Grätz belustigt. Einer von Bottys Gegnern, so ist auf einem an die Wand projizierten Videofilm zur Überbrückung der Reparaturzeit zu sehen, „hört“ auf den Namen „Horst“, die Abkürzung für „Halbfertiges Ortungssystem für Tennisbälle“. Plötzlich legt Botty los. Einen Notausschalter hinter sich her ziehend, rollt er einem Ball entgegen. Angekommen, klappt er einen Bügel herunter, der Ball ist gefangen. Sofort steuert er seine Ecke an, um seinen „Schatz“ dort abzulegen. „Bald sind alle weg, hab“ ich doch gewusst“, triumphiert Sophie Schulz, eine Mitschülerin der Robo-Troniker aus der 11. Klasse. Doch Robo-Botty ist nicht nur schüchtern, die Motorleistung müsste besser sein, schätzt Thomas Klingbeil ein. Hin und wieder klappt auch die Entfernungsmessung nicht – dann „denkt“ er, er habe einen Ball erwischt, doch was er in die Ecke bringt, ist nichts als Luft. Solch ein Verhalten erinnert die jungen Tüftler daran, dass Botty nur eine Maschine ist, ohne eigenen Sinn und Verstand. „Irgendwann aber“, so Spaßvogel Peter Grätz in Anlehnung an entsprechende Science-Fiktion-Horrorfilme: „wird Botty erst seine Schöpfer umbringen und dann den Rest der Menschheit“.
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