Landeshauptstadt: Boumanhaus droht Schließung
Beigeordnete Gabriele Fischer: „Wir sind bemüht mit Personal zu helfen“
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Beigeordnete Gabriele Fischer: „Wir sind bemüht mit Personal zu helfen“ Innenstadt - Dem Jan Bouman Haus in der Mittelstraße 8 droht die Schließung. „Wir müssen im Herbst zumachen, wenn es keine Hilfe seitens der Stadt gibt“, sagt der Vorsitzende des „Fördervereins zur Pflege der niederländischen Kultur in Potsdam“, Christian Wendland. Der Verein, der dieser Tage sein 15-jähriges Bestehen begeht, ist der Betreiber des Museumshauses im Holländischen Viertel. Um das Haus offen zu halten, muss der Verein den Öffnungsdienst mit jährlich 4000 Euro subventionieren. „Das können wir uns nicht leisten“, sagt Wendland. Die Einnahmen aus Eintrittsgeldern würden gerade die Betriebskosten wie Heizung und Reinigung decken. Seit Eröffnung des Jan Bouman Hauses am 18. April 1997 geriet der Verein mit seinen 24 Mitgliedern immer mehr in die Rolle eines Arbeitgebers für die Einlasskräfte. „Das ist aber laut Vertrag nicht unsere Aufgabe“, sagt Wendland, der darüber hinaus die steigenden Arbeitgeberanteile beklagt. Gegenwärtig besorgen zwei Mitarbeiter den Einlass, einen hat die Jugendbauhütte gestellt, der andere sei ein „Ein-Euro-Jobber“. Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, aus denen sich früher das Einlasspersonal rekrutierte, gebe es nicht mehr. Die Probleme der Bewirtschaftung des Museumshauses spitzen sich zu, obwohl der Betreiber die Einnahmen von ursprünglich 5000 auf 8300 Euro jährlich steigern konnte. Die Stadt Potsdam sei in der Pflicht, betont Wendland, denn nach dem mit der Wüstenrot-Stiftung geschlossenen Vertrag hat sie sich bereit erklärt, das Haus „ständig zugänglich“ zu halten. Hintergrund ist das finanzielle Engagement der Wüstenrot-Stiftung, welche die originalgetreue Restaurierung des Holländerhauses in den Jahren 1995 bis 1997 mit 1,4 Millionen Deutsche Mark komplett finanziert hat. Die zuständige Kulturbeigeordnete Gabriele Fischer erklärte auf PNN-Nachfrage zu dem Dilemma: „Wir sind dabei, nach Lösungen zu suchen.“ Die Stadt wolle ab September dem Verein personell unter die Arme greifen, um das Museumshaus auch weiterhin offen zu halten. Derzeit gebe es aber noch keinen konkreten Lösungsvorschlag. Die Einzigartigkeit des Jan Bouman Hauses besteht darin, dass das Gebäude vom Erdgeschoss bis zum Dach selbst ein Museumsexponat ist. Benannt ist es nach dem Architekten Jan Bouman (1706-1776), der vom König Friedrich Wilhelm I. den Auftrag erhielt, in Potsdam ein Viertel im holländischen Stil zu errichten. Beim Tode des Königs 1740 war die Hälfte der 134 Häuser fertig gestellt. Erste Bewohner waren vor allem Handwerker und Soldaten. „Bei uns haben sich mehrfach Leute vorgestellt, deren Vorfahren aus dem Viertel stammen“ berichtet Wendland, der bisher knapp 60 holländische Namen ehemaliger Bewohner ermittelt hat. Zum Beispiel hätten sich Vorfahren vom Zimmermeister Cornelius van der Bosch, der zunächst als „Langer Kerl“ rekrutiert worden war, gemeldet. Heute wohnt nicht ein einziger Nachfahre der ursprünglichen Bewohner mehr im Viertel. Das Jan-Bouman Haus in der Mittelstraße 8 ist Montag bis Freitag von 13 bis 18 Uhr sowie an Sonntagen und Feiertagen von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet zwei Euro. Tel.: (0331) 2803773, Fax (0331) 2805872.
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