
© Manfred Thomas
Sport: Boxen am Filmpark?
Motor prüft den Umzug in die Metropolis-Halle. Der jetzige Gastgeber, ein Autohaus, reagiert zurückhaltend
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Wechseln die Bundesliga-Boxer von Motor Babelsberg nach über 15 Jahren ihre Wettkampfstätte? Zumindest ist es den Verantwortlichen eine Überlegung wert. Seit 1998 ist das Toyota-Autohaus in der Großbeerenstraße fast durchgängig Gastgeber für die Heimkämpfe - einst als Notlösung gedacht, sind die Veranstaltungen inzwischen oft ausverkauft. Deshalb hat sich Motor-Manager Ralph Mantau nach freien Terminen in der nur 500 Meter entfernten Metropolis-Halle erkundigt. Dort wäre Platz für rund 1500 Zuschauer statt für die wesentlich weniger Gäste im Autohaus, aus dem extra für die Veranstaltung die Automodelle zuvor vor die Tür gebracht werden.
„Wir sind rundum zufrieden mit Toyota“", sagt Mantau über den Gastgeber, der zugleich Sponsor ist. Allerdings werden die Macher vom Erfolg des Projektes „1. Box-Bundesliga in Babelsberg“ eingeholt. Beim 11:7 gegen Straubing am Samstag war es wie öfter in der Vergangenheit: Die Halle war ausverkauft, den begeisterten Zuschauern, die vom fachkundigen Ringsprecher Stefan Lauterbach charmant durch den Abend geführt wurden, wurde zweieinhalb Stunden hochklassiger Sport geboten. Der letzte Tabellenplatz, den die Motor-Boxer erst am Samstag verließen, schien sich kaum negativ auf das Interesse auszuwirken.
Zwar macht sie die Resonanz des zahlenden Publikums und der vielen Stammgäste und Sponsoren stolz, es eröffnen sich aber Probleme, die nicht zu ignorieren sind und bei der die Macher an ihre Grenzen stoßen. So bilden sich in der zwanzigminütigen Pause zwischen den Kämpfen immer Schlangen vor den drei Toiletten. Bereits im Somemr 2013 hatten die Motor-Verantwortlichen wegen des Foyers der Metropolis-Halle vorgefühlt - zwei der vier Heimkampftermine waren allerdings schon für eine andere Veranstaltung gebucht oder mit einer entsprechenden Option belegt.
Noch aber, das betont Mantau, ist ein möglicher Umzug nur eine Überlegung, bei der man sich mit den Verantwortlichen bei Toyota abstimme. Für den letzten Heimkampf am 15. März hätte er allerdings gern einen Testlauf erlebt. Dann soll in Babelsberg der ambitionierte Neuling Boxring Hanau vom dritten Tabellenplatz verdrängt werden. Allerdings steht an diesem Tag bereits eine Hochzeitsmesse auf dem Programm der Metropolis-Halle, so dass der Kampf wie geplant im Toyota-Autohaus stattfindet. Generell gesehen, sagt Metropolis-Projektmanager Heinz-Jürgen Schmidt, seien an Freitagen und Samstagen zahlreiche andere Veranstaltungen gebucht, teilweise lange im Voraus. Wenn das Foyer gemietet werde, müsse die komplette Halle reserviert werden, sagte Schmidt weiter.
Von den Zuschauern, schätzt Mantau, sind etwa 60 Prozent der Boxbegeisterten Stammgäste, während die restlichen 40 Prozent aus wechselndem Publikum besteht. Der Trainer und Manager ist sich sicher, dass er auch den einen oder anderen neuen Zuschauer in die Metropolis-Halle locken würde. Das Potsdamer Sportpublikum scheint zumindest offen für neue Sportstätten: Als die VfL-Handballer sowie die Volleyballerinnen des SC Potsdam im Januar 2012 aus der nicht immer ausverkauften Halle in der Heinrich-Mann-Allee in die neu errichtete Arena am Luftschiffhafen umzogen, schnellten die Zuschauerzahlen in den vierstelligen Bereich hoch - ein Effekt, der auch beim Boxen das wirtschaftliche Risiko im Rahmen halten würde. Denn für die Metropolis-Halle wären nach PNN-Informationen rund 7500 Euro zu zahlen.
Steffen Brandt, als Leiter des Autohauses zugleich der Gastgeber der Motor-Boxer, äußert sich zurückhaltend zu dem Thema, solange es sich um Überlegungen handelt. Er sieht die Atmosphäre als großes Plus und die Veranstaltung noch nicht an der Kapazitätsgrenze. Er halte gern an Bewährtem fest, sagt Brandt. Boxen und das Autohaus – das sei inzwischen eine Tradition gworden.
Ingmar Höfgen, Sven Eppelsheimer
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