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Von Peer Straube: Brandanschlag auf Wilhelmgalerie
29-jähriger Mann aus Nauen zündet im Treppenhaus Benzin an Beherzte PNN-Praktikantin beobachtet den Täter und ruft die Polizei
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Innenstadt - Zuerst denkt die Schülerin, der Mann will die Treppe wischen. Doch als sie die riesige Stichflamme sieht, wird ihr der Ernst der Lage bewusst. Unerschrocken läuft die 14-jährige PNN-Praktikantin nach draußen und ruft die Polizei.
Es ist kurz nach halb eins am Freitag, als sie vor der Wilhelmgalerie einen „dreckigen, weißen Wagen“ mit HVL-Kennzeichen bemerkt. Drinnen sitzen drei Männer und eine Frau. Einer der Männer habe eine Wodka-Flasche auf die Straße geworfen und damit „beinahe eine alte Frau erwischt“. Dann steigt er aus und läuft mit einem Kanister in der Hand in den Aufgang, in dem sich unter anderem die Redaktionen der PNN und von Potsdam TV befinden. Den Inhalt des Kanisters gießt er auf den Treppenabsatz zum Untergeschoss. „Dann sah ich die Riesenstichflamme“, sagt das Mädchen. Es ist kein Wasser, sondern Benzin.
Während die Praktikantin die Polizei ruft, gelingt es zwei Männern, den Brandstifter dingfest zu machen. Zwar kann er ihnen entwischen, doch wird er in der Charlottenstraße abermals gestellt und bis zum Eintreffen der Beamten festgehalten. Inzwischen schlagen in den Büros der Wilhelmgalerie zahllose Brandmelder Alarm. Zunächst glauben die Angestellten noch an eine Übung, wie sie alle paar Monate routinemäßig abgehalten wird. Mancher will gar weiterarbeiten und gar nicht nach draußen gehen. Doch als beißender, schwarzer Qualm durchs Treppenhaus nach oben zieht, fährt vielen doch der Schreck in die Glieder.
Das Gebäude wird geräumt, zügig und reibungslos, wie Feuerwehr-Einsatzleiter Thomas Maetz später loben wird. Auch deswegen kommt glücklicherweise niemand zu Schaden. Die Feuerwehr rückt mit fünf Wagen und 18 Mitarbeitern an, mit einem Pulverlöscher hat sie das Feuer bereits nach kurzer Zeit unter Kontrolle, durchs Dach und die Eingangstür wird der Rauch vertrieben.
Die evakuierten Menschen rätseln derweil draußen über das Motiv für die Tat. Mancher glaubt gar, der Täter könnte es auf die Journalisten im Haus abgesehen haben. Einer Redakteurin der „Potsdam am Sonntag“ gelingt es, mehrere Fotos vom Täter zu machen. Um kurz nach eins kann die Wilhelmgalerie wieder betreten werden. Nur der Benzingeruch lässt sich nicht so leicht vertreiben. Er steht noch Stunden später in der Luft.
Während die Kripo im Treppenhaus erste Spuren sichert, befindet sich der Täter schon in Polizeigewahrsam. 2,34 Promille Alkohol hat er im Blut, sagt Polizeisprecherin Diane Jende den PNN. 29 Jahre ist er alt, kommt aus Nauen und ist bereits „polizeibekannt“, wie Jende erklärt. Die Vernehmung wird wohl erst heute stattfinden, nach der Ausnüchterung. So bleibt auch das Motiv für die Tat vorerst im Dunkeln. Ermittelt wird gegen ihn nun wegen des Verdachts auf schwere Brandstiftung – ein Verbrechen, das mit mindestens einem Jahr Gefängnis bestraft wird. Ob die anderen Insassen des Fahrzeugs vernommen worden sind oder ob nach ihnen gefahndet wird, ist bislang offen.
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