Landeshauptstadt: Brände im Luftschiffhafen
Polizei stellt vier Jugendliche als Tatverdächtige / 20 000 Euro Schaden
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Potsdam-West - Randalierer haben in der Nacht zum Freitag auf dem Gelände des Olympiastützpunkts am Luftschiffhafen gewütet. Sie steckten ein Zelt in Brand, in dem neun Kanus standen – von den Booten ist kaum mehr als eine graue Masse übrig. Außerdem brannten auf dem Areal mehrere Mülltonnen und ein Bootsmotor, die Fensterscheiben der Leichtathletikhalle wurden beschädigt und die Begrenzungen der Laufbahn herausgerissen. Die Polizei konnte noch in der Nacht eine Gruppe von tatverdächtigen Jugendlichen stellen: Bei der so genannten Nahbereichsfahndung stießen Beamte gegen 1.30 Uhr in der Knobelsdorffstraße Ecke Zeppelinstraße auf drei junge Männer, 18 und 19 Jahre alt, sowie eine 16-jährige Jugendliche, die mit zur Polizeiwache genommen wurden. Sie sollen der Polizei zum Teil wegen ähnlicher Delikte bekannt sein. Die Kriminalpolizei hat die Ermittlungen aufgenommen. Dabei werde auch geprüft, ob ein Zusammenhang zu den Bränden in Potsdam-West aus den vergangenen Tagen und Wochen besteht.
Die Brände in der Nacht zum Freitag im Luftschiffhafen löschte die Feuerwehr ab kurz nach Mitternacht. Sie war mit insgesamt fünf Fahrzeugen und 18 Mann Besatzung ausgerückt. Danach, gegen 0.40 Uhr, hatte ein Anwohner in der Stadtheide Brandgeruch bemerkt, nachdem er zuvor eine Gruppe von Menschen auf der Straße gehört hatte. Beim Nachschauen entdeckte er eine brennende Mülltonne, die er sofort löschte. Dann informierte der Mann die Polizei über die verdächtigen Personen. Die Polizisten stellten außerdem fest, dass mehrere Autospiegel angeklappt waren und in ein Auto eingebrochen und das Autoradio gestohlen worden war. Bei der folgenden Nahbereichsfahndung wurden die vier Verdächtigen festgenommen.
Entsetzen und Enttäuschung löste die Serie von Bränden bei den Sportlern vom Luftschiffhafen aus. „Der Anblick war nicht sehr schön“, sagte Ralph Welke, Landesstützpunktleiter und Rennsportwart der Kanuten, der gestern Morgen als einer der ersten den Schaden in Augenschein nahm. Mit Sorge dachte er an das Nachwuchstraining am gestrigen Nachmittag. Besonders die Acht- bis Elfjährigen würden enttäuscht und traurig sein, wenn sie die Reste ihrer Rennboote entdeckten, so Welke. Die neun Kajaks und Canadier seien in einem Armeezelt untergebracht gewesen, das vollständig verbrannte. Die aus Kunststoff hergestellten Kanus seien durch die enorme Hitzeentwicklung zusammengeschmolzen. Weitere Boote, die draußen vor der komplett ausgelasteten Halle gelagert wurden, seien von den Vandalen heruntergerissen worden, sagte der Olympiastützpunkttrainer. Viele der Sportgeräte seien dabei beschädigt worden. In einem Zehner-Kanadier klaffe jetzt sogar ein riesiges Loch. Insgesamt beziffert der Rennsportwart den entstandenen Schaden auf rund 20 000 Euro. Der Olympische Sportclub Potsdam (OSC) habe eine Versicherung über alle Sportmaterialien abgeschlossen. Welke hofft nun, dass man vor allem für die neun Rennboote schnell Ersatz findet – im August soll der Nachwuchs ins Trainingslager fahren.
Der Olympiastützpunkt am Templiner See sei zu leicht zugänglich, kritisierte der Landesstützpunktleiter. Besonders über den öffentlichen Uferweg sei das Gelände einfach erreichbar. Es liege schutzlos da, weshalb man schon in den vergangenen Jahren mehrere Sachbeschädigungen zu beklagen hatte, so Welke. Allerdings nie in diesem Ausmaß. Vielleicht, so der Stützpunktleiter, sollte ein solches Ereignis zum Anlass genommen werden, über bessere Sicherungsmaßnahmen für die Sportstätte nachzudenken.
Der Luftschiffhafen ist das größte städtische Sportgelände. Auf dem Areal befinden sich zahlreiche Trainings- und Wettkampfanlagen, die unter anderem von Kanu-Olympiasiegern, erfolgversprechenden Leichtathleten, den Fußballerinnen des FFC Turbine Potsdam sowie von vielen Potsdamer Sportvereinen genutzt werden. Ansässig ist dort auch die „Eliteschule des Sports“.
Nicola Klusemann
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