Von Jan Brunzlow: Brandschutzmängel hat nächste Schule lahmgelegt Musikschule darf Kammermusiksaal kaum noch nutzen / Instrumententransport quer durch die Stadt
Die Brandschauen der Feuerwehr werden für die Nutzer der Gebäude immer gefährlicher. Nach spontanen Schließungen einzelner Räume in den vergangenen Monaten an verschiedenen Schulen musste nun auch die städtische Musikschule ihr Konzert- und Veranstaltungsprogramm für das laufende Jahr teilweise absagen, weil die Bauaufsicht nahezu über Nacht die Nutzung des Kammermusiksaals eingeschränkt hat.
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Die Brandschauen der Feuerwehr werden für die Nutzer der Gebäude immer gefährlicher. Nach spontanen Schließungen einzelner Räume in den vergangenen Monaten an verschiedenen Schulen musste nun auch die städtische Musikschule ihr Konzert- und Veranstaltungsprogramm für das laufende Jahr teilweise absagen, weil die Bauaufsicht nahezu über Nacht die Nutzung des Kammermusiksaals eingeschränkt hat. Fast 70 Personen hatten bisher darin Platz gefunden, nun darf aus Brandschutzgründen nicht einmal ein ganzes Ensemble darin spielen. Offizielle Begründung: Es fehlt ein zweiter Fluchtweg.
Eine mögliche Sanierung soll mindestens 170 000 Euro kosten und würde nicht vor Mitte des nächsten Jahres fertig sein, sagte Bernd Richter von der städtischen Hausverwaltung KIS. Aber vor allem die Tatsache, dass es keine Übergangsregelung wie an anderen Stellen gegeben hat, sorgte gestern Abend für Unmut bei den Stadtverordneten im Ausschuss für Schule und Sport. Diese zu erhalten habe er versucht, sagte Richter. Jedoch habe die Bauaufsicht keinen Spielraum gelassen. Der für die Musikschule elementar wichtige Raum steht kaum noch zur Verfügung
Zuletzt hatte es die Eisenhart-Grundschule in der Kurfürstenstraße getroffen, als die gesamte Grundschule wegen Brandschutzmängeln sofort ausziehen sollte. Inzwischen hat die Bauaufsicht eine fast einjährige Frist eingeräumt, um die Schule geordnet an einen Ausweichstandort umziehen zu lassen und den Standort zu sanieren. Grund für die Schließungen ist, dass die Bauaufsicht seit vier Jahren verstärkt Mängel im Namen der Sicherheit an Schulen ahndet. Erst störten Plakate in den Fluren, dann wurden einzelne Unterrichtsräume gesperrt und am Ende stand ein komplettes Schulhaus vor der Schließung. Der Grund für die Maßnahmen: Die Sicherheit der Schüler sei im Falle eines Brandes nicht mehr gewährleistet, sagte Markus Beck kürzlich in einem Gespräch gegenüber PNN. Er ist Chef der Bauaufsicht und dafür mitverantwortlich, dass die Gebäude in einem sicheren Zustand sind. Seit 2006 greifen Feuerwehr und Bauaufsicht härter durch – obwohl sich in den letzten zehn Jahren weder ein Gesetz noch eine Verwaltungsvorschrift geändert hat, die die Stadt seitdem zu diesem rigorosen Vorgehen zwang. Dabei hatte die Verwaltung als Legitimation lange Zeit immer wieder mit Änderungen der Brandschutzauflagen argumentiert, doch Beck gab zu: Man habe die Entwicklung jahrelang beobachtet, die Mängel aber nicht so konsequent geahndet, wie es nötig gewesen wäre. Auch, weil es der Stadt an Geld zur Mängelbeseitigung gefehlt habe.
Die Richtlinie für die Sicherheit in Schulen aus dem Jahr 1998 gilt zudem nur für Neubauten, sagen Beck und Richter. Die Bestandsgebäude seien von dieser Richtlinie nicht berührt. Dennoch müssten die alten Schulen auch an die Auflagen moderner Gebäude angepasst werden, damit zumindest ein erster und zweiter Fluchtweg für alle Schüler und Lehrer zur Verfügung steht. Vor allem die historischen Schulgebäude seien Problemfälle in Sachen Sicherheit beim Brandschutz. Dazu gehört auch die Musikschule. Das denkmalgeschützte Haus in der barocken Innenstadt wurde in den 90er Jahren komplett als Musikschule hergerichtet, aber eben nicht sicher. 15 Jahre später bemängelt die Bauaufsicht einen fehlenden zweiten Fluchtweg im Saal. Konzerte finden nun im Einstein-Gymnasium und der Kirche Neuendorfer Anger statt. Doch der Instrumententransport sei nicht so einfach. Michael Schröder (CDU) kommentierte: „Uns erwischt es immer wieder kalt.“
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