Landeshauptstadt: Brandstifter zünden Noahs Boot an
Abschluss der Baukunstaktion auf Drewitzer Marktplatz mit Fest / Stapellauf des 30-Tonnen-Bootes
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Drewitz - Die Baukunstaktion auf dem Ernst-Busch-Platz in Drewitz fand gestern Morgen eine unschönen Abschluss: Brandstifter zündeten die von Kindern in den vergangenen Wochen errichtete zwanzig Meter lange Arche Noah aus Lehm, Stroh und Holz an. Das Feuer und der Löscheinsatz der Feuerwehr zerstörten den Bug des Lehmschiffes.
Wie die Polizei mitteilte, hatte ein Zeuge gestern in den frühen Morgenstunden angezeigt, dass mehrere Personen versuchten, das Bauwerk anzuzünden. Die Täter waren über den Absperrzaun geklettert und in das Baukunstobjekt gestiegen. Eine Person versuchte, den Bugbereich anzuzünden. Da die Arche Noah unter anderem aus Strohballen besteht, gelang es, ein Feuer zu entfachen. Die bislang unbekannten Täter verließen nach der Brandstiftung das umzäunte Gelände. Die Feuerwehr musste den vorderen Teil auseinandernehmen, um Glutnester in den Strohballen zu löschen.
Zahlreiche Kinder aus Kitas und Schulen des gesamten Stadtgebiets hatten die „Arche Noah“ in zwanzigtägiger Arbeit, angeleitet von Maurermeister Pete Karlstedt und Architekt Jörg Wappler, geschaffen. Bei der Verzierung der Außenhülle mit allerlei Tiergestalten und -gesichtern konnten die Kinder ihrer Fantasie freien Lauf lassen. Frederik Wulsch aus der fünften Klasse der Priesterweg- Grundschule hatte die Idee, ein Vorder- und Achterdeck zu bauen. Laut Wappler beteiligten sich insgesamt 2000 Kinder an der Baukunstaktion. Für die Stadtkontor GmbH als Initiatorin ging für drei Wochen der Wunsch in Erfüllung, dass auf dem Drewitzer Marktplatz Leben einkehrt. Mit einem symbolischen Stapellauf und einem Nachbarschaftsfest feierten die Beteiligten am Samstag das erfolgreiche Gelingen der Aktion.
„Die Kinder sehen, dass es noch etwas anderes gibt zum Bauen als Beton, sie erfahren die Arbeit im Team und schulen ihre Motorik“, sagt Kathrin Feldmann vom Sanierungsträger. Das zweite Projekt dieser Art sei ungewöhnlich erfolgreich. Die Finanzen kommen aus dem Förderprogramm Soziale Stadt, von der Mittelbrandenburgischen Sparkasse, vom Jugendamt und dem Landespräventionsrat sowie von privaten Spendern.
Die beiden Profi-Lehmbauer Wappler und Karlstedt sind Fachleute für Bauten aus Lehm und Stroh. Denkmalpflege, Dachausbau und Neuerrichtung von Lehmbauten gehören zu ihren Spezialitäten. Daneben verfügen sie offenbar über das erforderliche Geschick, um die Kinder bei einem so großen und anspruchsvollen Vorhaben bei der Stange zu halten. „Manches Kind hat noch nie einen Hammer in der Hand gehabt“, berichtet Karlstedt und lobt das schnell erlernte Geschick beim Hämmern, Sägen und Flechten, an dem sich Mädchen wie Jungen gleichermaßen interessiert zeigen. Die Profi-Bauleute waren zuvor in die Kitas und in die beteiligten Schulen gegangen, haben mit den Kindern gesprochen und die Baukunstaktion erklärt. „Sie glauben gar nicht, was die Kinder schon über die Geschichte der Arche Noah wissen“, berichtet Wappler.
Im Grunde konnte die gestrige Brandstiftung den Erfolg des Projektes nicht schmälern. Die Arche sollte ohnehin am Mittwoch abgebaut werden. Vielleicht wird es wegen der Teil-Zerstörung beim Abtransport des fast dreißig Tonnen schweren Baumaterials weniger Tränen bei den Kindern geben. Die Arche-Trümmer sollen zerkleinert und mit Erde gemischt zum Substrat für Gartenpflanzen werden.
Günter Schenke
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