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Links und rechts der Langen Brücke: Brauchen statt haben

Links und rechts der Langen Brücke Dirk Becker über die Entscheidung der Jury für Essen und Görlitz als aussichtsreiche Bewerber zur Kulturhauptstadt Die Jury hat entschieden: Entweder Essen oder Görlitz soll sich 2010 als europäische Kulturhauptstadt präsentieren. Potsdams Wunsch, mit Visionen zu überzeugen, ist eine Vision geblieben.

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Links und rechts der Langen Brücke Dirk Becker über die Entscheidung der Jury für Essen und Görlitz als aussichtsreiche Bewerber zur Kulturhauptstadt Die Jury hat entschieden: Entweder Essen oder Görlitz soll sich 2010 als europäische Kulturhauptstadt präsentieren. Potsdams Wunsch, mit Visionen zu überzeugen, ist eine Vision geblieben. Liest man die Begründung der Jury wird schnell klar, dass Potsdam unter einem anderen Motto auch keine Chance auf den Titel gehabt hätte. Denn was letztendlich für die sieben Jurymitglieder zählte, war nicht allein die vorhandene Kultur in den Bewerberstädten sondern die Notwendigkeit, mit dem Titel Kulturhauptstadt zu überleben. Essen und Görlitz sind zwei Städte im Umbruch. Die eine gezeichnet von der absterbenden Industrie im Ruhrpott, die andere als Grenzstadt an der Neiße, wo ein Aufeinanderzugehen zweier Nationen beispielhaft wirken soll. Die mit dem Titel Kulturhauptstadt fließenden finanziellen Mittel also als Subvention, wo sonst nicht mehr viel hilft? Über derartige Einschätzungen wird man in den beiden Städten wahrscheinlich nur müde lächeln. Die verständliche Häme der Verlierer, mit der es sich leicht leben lässt, wenn man zu den Gewinnern zählt. Potsdam kann mit dem Ausscheiden gut leben. Denn was die Stadt an Geschichte, Kultur und Kontroversen zu bieten hat, das macht sie jetzt schon nicht nur für die Potsdamer interessant. Natürlich hätte diese Stadt den Titel gern getragen, denn alles was eine europäische Kulturhauptstadt laut der EU-Kriterien zu bieten haben soll, das hat Potsdam. Was in den vergangenen Monaten angestoßen wurde, das wird weitergehen. Manches mit Sicherheit langsamer als mit einer erfolgreichen Bewerbung. Eines ist aber schon jetzt klar. Auch nach 2010 wird Potsdam als Kulturstadt eine weltweite Ausstrahlung haben, wahrscheinlich noch stärker als jetzt schon. Ob die Subventionskriterien der Jury bei ihre Entscheidung für Essen und Görlitz auch diese Nachhaltigkeit haben werden, wird sich zeigen. Vielleicht muss sich die Jury dann den Vorwurf gefallen lassen, mit ihrer gut gemeinten Wahl nur Potemkinsche Dörfer geschaffen zu haben.

Dirk Becker

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