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Landeshauptstadt: Brauhausberg wieder mit Belvedere?

SPD-Politiker Mike Schubert: Bürgerverein könnte Wiederaufbau in die Hände nehmen

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Zu einer Bürgerwanderung über den Brauhausberg will Anfang Oktober Mike Schubert einladen, der Vorsitzende der SPD-Fraktion der Stadtverordnetenversammlung. Dabei geht es ihm auch darum, für den Wiederaufbau des Belvederes zu werben, das Mitte der 1950er Jahre der Spitzhacke zum Opfer gefallen war. „Vielleicht findet sich auf der Wanderung ein Kreis von Interessenten, die als Bürgerverein die Wiedererrichtung betreiben, drückte Schubert gegenüber PNN seine Hoffnung aus. Der Kommunalpolitiker hat, wie berichtet, vor kurzem ein Konzept angekündigt, das die Templiner Vorstadt und den Brauhausberg zu einem Schwerpunkt der Stadtenwicklung erklärt. Im September will er es den Stadtverordneten vorlegen.

Der 88 Meter hohe Brauhausberg, einst kurfürstliches Jagdgebiet, dann Weinberg, war früher ein beliebtes Erholungs- und Wandergebiet. Er bietet eine einmalige Aussicht auf die Stadt- und Seenlandschaft Potsdams, für zahlreiche Maler schon im 18. Jahrhundert ein begehrtes Motiv. Mit Wanderwegen, Sichtachsen, Aussichtspunkten, Schützenkrug und Ausflugslokalen wie „Wackermanns Höhe zog er die Potsdamer an. Zu den Attraktionen zählte die 1803/04 unter König Friedrich Wilhelm III. auf dem Hügel errichtete „gotische Turmruine mit Teestube und Aussichtsplattform. Auch der Naturforscher und Weltreisende Alexander von Humboldt erfreute sich, wie er 1828 schrieb, an „dem landschaftlichen Gemälde, das die Gegend von Potsdam auf jenem Höhepunkte panoramaartig entwickelt“.

Der Charme des Brauhausberg ist jedoch seit langem verblichen. Dazu trug vor allem der englische Bombenangriff vom 14. April 1945 bei, der die Bebauung weitgehend zerstörte. Der Versuch, dem Brauhausberg durch den Bau einer Schwimmhalle (1969/1971) und des Terrassenrestaurants “Minsk (1977) wieder Gestalt zu geben, erfasste nur den unteren Teil des Hangs. Wege und Aussichtspunkte wuchsen immer mehr zu. Eine dringend gestaltungsbedürftige Brache hinterließ nunmehr auch das Scheitern des Projekts, hier ein modernes Hallenbad zu errichten.

Für einen Wiederaufbau des Belvederes stehen die Chancen nicht schlecht. Mit der Forderung, das Gelände von einer Bebauung freizuhalten, dürfte Mike Schubert beim Grundstückseigentümer auf offene Ohren stoßen. Dabei handelt es sich um die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, die das Areal der Stadt bereits zum Fächenaustausch angeboten hatte. In der Plankammer der Stiftung befinden sich Bauunterlagen über das Aussichtsbauwerk, das auf Wunsch von Königin Luise durch den Architekten Andreas Ludwig Krüger errichtet worden war, von dem unter anderem auch der Kutschstall auf dem Neuen Markt und die Alte Wache in der Charlottenstraße stammen. Wie Sammlungskustodin Claudia Sommer auf PNN-Anfrage mitteilte, handelt es sich dabei um vier Situations- und Nivellementpläne aus der Zeit um 1900/1902 sowie einige Grundrisse und Aufrisse von 1885 und 1927.

Darauf seien allerdings keinerlei Angaben zu baulichen Details wie Türen, Fenster, Gewände und Gesimse, Gitter und Balkone zu finden. Dafür müssten dann Fotos und Abbildungen zu Rate gezogen werden. Hinweise könnte auch das als bauliches Vorbild geltende Schloss Fürstenstein in Schlesien geben, das von Königin Luise im Jahr 1800 besucht worden war. Erhart Hohenstein

Erhart Hohenstein

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