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Der neue CDU-Kreischef in Potsdam, Steeven Bretz, und seine Vorgängerin Katherina Reiche, hier auf einem Foto von 2014.

© Andreas Klaer

CDU Potsdam: Bretz will schwarz-grünes Potsdam

Der neue CDU-Kreischef Steeven Bretz hat einiges vor sich: Er will die Partei befrieden und sie auf die Wahlen 2018 und 2019 vorbereiten.

Stand:

Potsdam - Geht es nach dem jüngsten Wahlergebnis, dann gibt die Potsdamer CDU wieder ein geschlosseneres Bild ab. Mit 85,5 Prozent der Stimmen ist Steeven Bretz am Donnerstagabend zum neuen Potsdamer Kreischef gewählt worden (PNN berichteten). Kein Gegenkandidat, nur 14 Nein-Stimmen. Von einem so klaren Votum der rund 100 Parteimitglieder hätte seine Vorgängerin Katherina Reiche nur träumen können. Die seit Jahren heillos in verschiedene Lager zerstrittene CDU der Landeshauptstadt versammelt sich in schwierigen Zeiten hinter ihrem neuen Boss. Und signalisiert den Willen zum Aufbruch.

Saskia Ludwig: Mehr gemeinsames Handeln

Dass der Abend im Restaurant „Zum Lindenhof“ in Drewitz so harmonisch lief, hatte Bretz wohl selbst kaum erwartet. In einer durchaus emotionalen Rede rief er seine Parteifreunde dazu auf, einander künftig „Respekt und Achtung“ entgegenzubringen. Streit um die Sache sei in Ordnung, aber „mit den persönlichen Dingen muss ein für allemal Schluss sein“, betonte er.

Kurz blitzte aber auch am Donnerstag die alte CDU auf. Die Landtagsabgeordnete Saskia Ludwig hatte ein Grußwort gehalten, kurz nach der Rede von Katherina Reiche. Dabei rief auch sie zu mehr gemeinsamem Handeln und einer offenen Diskussionskultur in der Partei auf. Es wurde getuschelt im Saal, bis Ludwig schließlich anmerkte: „Ich verstehe die Unruhe hier nicht ganz. Aber das müssen wir später klären.“ Ludwig hatte sich 2013 in einer Kampfabstimmung gegen Reiche um die Kandidatur für den Bundestag nicht durchsetzen können.

Abschied von Katherina Reiche

Reiche selbst, die in den vergangenen sieben Jahren den Kreisverband führte, wurde mit Blumensträußen und herzlichem Applaus verabschiedet. Auch in ihre Zeit fielen zahlreiche Rivalitäten, Machtkämpfe, Austritte von Mitgliedern und Intrigen, vor allem rund um die Oberbürgermeister-Wahl 2010, bei der Amtsinhaber Jann Jakobs (SPD) wiedergewählt wurde und CDU-Kandidatin Barbara Richstein abgeschlagen auf dem dritten Platz landete. Christdemokraten bekämpften sich damals gegenseitig auch schon mal mit juristischen Mitteln.

Wie berichtet war Reiche, die zuletzt Staatssekretärin im Bundesverkehrsministerium war, als Hauptgeschäftsführerin zum Verband Kommunaler Unternehmen (VKU) gewechselt, der 1400 kommunalwirtschaftliche Firmen in Deutschland vertritt. Für den Posten hat sie auch auf ihr Bundestagsmandat verzichtet. Der Wechsel auf den hochdotierten Posten hatte für eine Debatte um Karenzregelungen für Politiker beim Wechsel in die Wirtschaft gesorgt.

Bretz freut sich über große Zustimmung

Anfang September nun legte Reiche auch ihr Amt als Kreischefin nieder und machte damit den Weg für ihren bisherigen Stellvertreter Bretz frei. Der ist angesehen im Kreisverband. Am Donnerstagabend begrüßte er die meisten der Parteifreunde mit Handschlag und Vornamen. Er sei der beliebteste Stellvertreter gewesen, raunte ein CDUler. Zudem war es für den Landtagsabgeordneten und Generalsekretär der märkischen Union ein Heimspiel. Der 39-Jährige stand dem CDU-Ortsverein in Drewitz jahrelang vor und ist bestens vernetzt.

Also alles harmonisch? „Ich will die Strömungen bündeln und kanalisieren“, sagte Bretz den PNN. Er freue sich über die große Zustimmung für seine Person. Ob die Harmonie hält und auch inhaltliche Diskussion übersteht, wird sich schon bald zeigen. Noch im November plant Bretz eine Kreisverbandskonferenz. Dort sollen alle rund 500 Parteimitglieder offen über die künftige inhaltliche Ausrichtung diskutieren. Und im kommenden Jahr steht die reguläre Vorstandswahl der Potsdamer Christdemokraten an. Ein konkreter Termin steht noch nicht fest. Kommunalpolitisch ist noch etwas mehr Zeit bis zu den nächsten Wahlentscheidungen: Im Jahr 2018 ist Oberbürgermeister-Wahl, 2019 die nächste Kommunalwahl. Ein langfristiges Ziel skizzierte Bretz dennoch bereits, vor allem mit Blick auf den starken Zuzug nach Potsdam gerade aus süddeutschen Bundesländern. „Eine schwarz-grüne Koalition wäre eine schöne Herausforderung“, sagte er.

Flüchtlingsfrage: Bretz verteidigt Merkel

Bundespolitisch stellte Bretz sich – im Gegensatz zum Kreisverband Potsdam-Mittelmark unter Saskia Ludwig – in der Flüchtlingsfrage eindeutig hinter den Kurs von Bundeskanzlerin Angela Merkel. Und verteidigte sie. Auch Landeschef Ingo Senftleben verwahrte sich gegen Heckenschützen aus den eigenen Reihen. Beide bekamen in Drewitz viel Zuspruch dafür.

Stefan Engelbrecht

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