Landeshauptstadt: Brieffreunde per Video
Ein Kurzfilm mit jungen Menschen aus Afrika und Potsdam wird aktuell am Hans Otto Theater zeigt
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Die Fragen sind immer gleich. Wer bist du, wie alt bist du, wo wohnst du, was machst du. Stell uns deinen Heimatort vor, deinen liebsten Platz, deinen Hassplatz. Was junge Menschen aus Afrika und Potsdam auf diese Fragen geantwortet haben, zeigt ein neuer Kurzfilm, entstanden aus Videobotschaften. Den Streifen unter der Leitung von Cornelia Rosenkranz zeigt das Hans Otto Theater derzeit immer vor den Aufführungen ihres aktuellen Jugendstücks „Graceland“.
Den Film über ihr junges Leben haben die Protagonisten selbst gedreht, wie bei einer Brieffreundschaft gingen einzelne Szenen hin und her. Jeder Teil musste übersetzt werden. Dafür zuständig war Valentine Lepage: „Mit dem Stück sollen sich die Jugendlichen der zwei Kontinente besser kennenlernen.“
Deswegen auch immer die gleichen Fragen. Die Antworten sind erstaunlich. Denn obwohl Europa und Afrika zwei sehr unterschiedliche Kontinente sind, gestalten die Jugendlichen ihren Alltag doch relativ ähnlich. Besonders die Interessen gleichen sich, nur die Umstände sind anders. So berichtet die junge Schauspielerin Sophie, wie leidenschaftlich gern sie am Hans Otto Theater auftritt. Es folgt Karim, auch ein Berufsschauspieler. Stolz erzählt der 24-jährige, dass sein Theater das westafrikanische Land Burkina Faso vertritt. Das hat für ihn eine ganz besondere Bedeutung, denn mit Theaterspielen möchte Karim nicht nur Menschen zum Lachen bringen. Nein, sein größtes Ziel sei es, die Welt zu verbessern. In seiner Videobotschaft entführt der Afrikaner den Zuschauer in die zweitgrößte Stadt seines Landes, Bobo Dioulasso. Er sitzt auf einem kakibraunen Stein, hinter ihm befinden sich Dächer von Moscheen. Wenn er Probleme hat, dann sucht er dort nach Antworten, erzählt er.
Im 5164 Kilometer entfernten Potsdam zeigt Christina den Videobrieffreunden aus Afrika ihre Lieblingsplätze: Sanssouci und eine Ladenstraße am Brandenburger Tor. Jedoch gibt es in Potsdam nicht nur schöne Plätze, weiß Sebastian in einer weiteren Botschaft. Ihm missfallen die Plattenbaugebiete. „Alles ist grau und man hat das Gefühl, als lebe man in kleinen Schließfächern,“ sagt der 25-Jährige.
In Nigeria gibt es auch Neubauten. doch sind es dort andere Orte, die Uzo. Der junge Mann fährt auf der Autobahn, die Kamera schwenkt aus dem Fenster. Zu sehen ist eine große karge Fläche, Sträucher wuchern am Boden. Hier wurde ein Wald gerodet. Mittendrin steht eine Frau in einem kleinen, verdreckten Fluss und wäscht ihre Sachen.
Jede der Videobotschaften dokumentiert so eine persönliche Geschichte, wie sie unterschiedlicher nicht sein können. Und die manches Mal erschrecken. So schildern zwei Mädchen aus einem Kinderheim in dem Bürgerkriegsland Kongo ihren Alltag. Sie gehen zur Schule und spielen mit ihren Freunden, genauso stellen sie sich das Leben in Europa vor. Und dennoch hat eines der Mädchen eine Frage: „Gibt es in Europa eigentlich auch Krieg?“ Margret Hahn
„Graceland“ und die Videobotschaften sind noch am 9. Juni ab 18 Uhr und am 27. Juni ab 19.30 Uhr jeweils in der Reithalle A des Hans Otto Theaters zu sehen. Die Bühne ist in der Schiffbauergasse.
Margret HahnD
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