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Kunst im Café: Briefmarke auf Öl

Aus Postwertzeichen setzt der Künstler Stefan Merkt Comicfiguren zusammen, den Hintergrund bilden alte Gemälde. Seine Werke werden jetzt in einem Potsdamer Café gezeigt

Von Sarah Kugler

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Tim und Struppi hetzen durch einen bunten Herbstwald, Donald Duck bekommt vor winterlicher Kulisse einen seiner berühmten Wutanfälle – Stefan Merkts Kunstwerke, die derzeit im Potsdamer Galerie-Café „11-Line“ in der Charlottenstraße ausgestellt werden, sind unterhaltsame Collagen aus konventionellen Landschaftsmalereien und Comicbildern.

Das Besondere dabei: Die Comicfiguren sind aus Briefmarken zusammengesetzt. Seit mehr als 25 Jahren arbeitet Merkt mit den kleinen Papiermarken, wie er erzählt. „Ende der 80er-Jahre war mir das Arbeiten mit bloßen Farben und Pinseln zu langweilig“, sagt der 54- Jährige. „Ich habe dann angefangen, mit Sprühfarben und Strukturen zu arbeiten.“ Nachdem er unter anderem Puzzleteile verarbeitet hatte, fand er die zackige Randstruktur der Briefmarke so interessant, dass er bis heute dabei geblieben ist. Seine Arbeit nennt er „Stampagen“. Irgendwann ging der Künstler über die Strukturarbeit hinaus und es entstanden ganze Bilder, die Künstlern wie Franc Marc, Heinrich Zille oder Wilhelm Busch nachempfunden waren.

Die Vielzahl an Marken, die Merkt für seine künstlerischen Arbeiten braucht, bekommt der Wahlberliner von Verlagen, Freunden und Bekannten. Dabei kommt Material aus allen Ländern der Welt zusammen, was seinen Werken noch zusätzlich etwas Besonderes gibt.

Doch auch die Klassiker genügten Merkt ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr. Somit wandte er sich im Jahr 2003 den Comics zu. „Es war einfach Zeit dafür“, sagt er. „Zeit für etwas Neues, etwas anderes.“ Seine Werke, die zurzeit in Potsdam zu sehen sind, stellen dabei noch eine Weiterentwicklung dar: Hier hat Merkt den Hintergrund nämlich nicht selbst gestaltet, sondern alte Ölbilder aufgearbeitet, die er unter anderem auf Flohmärkten gefunden hat. „Ich mag den Kontrast von gutbürgerlicher Kunst und den hippen Comics“, sagt er. „Das bringt noch mehr Energie rein.“

Das Prozedere mit den alten Bildern ist aufwendig: Merkt löst die Ölbilder von deren Leinwand ab und fixiert sie auf einer Hartfaserplatte. Um darauf dann die bunten Comicbilder so originalgetreu wie möglich nachbilden zu können, sortiert Merkt seine Briefmarken nach Farben und koloriert sie auch noch ein bisschen nach. „Die Marken haben immer einen relativ hohen Weißanteil“, erklärt er.

Den bekomme er aber durch die Intensivierung der erwünschten Farbe relativ gut raus. Ist das Material präpariert, reißt er sie sich so zurecht, wie er sie für die Comicfiguren braucht. Eine Schere benutzt er nur, wenn es um Details geht.

Beim Reißen würden sich interessante Strukturen ergeben, sagt Merkt. „Besonders an den Überlappungsstellen der Marken sorgt das für schöne Effekte.“ Die Ränder der Comicfiguren werden am Ende noch mit schwarzer Farbe definiert, das fertige Bild mit Lack versiegelt. „So hält es länger und ist geschützt“, sagt Merkt und fügt schmunzelnd hinzu: „Das ist ja gerade in einem Café sehr von Vorteil.“ Sarah Kugler

Die Ausstellung „Stampage" von Stefan Merkt ist noch bis zum 25. Oktober im Galerie-Café „11-Line“ in der Charlottenstraße 119 zu sehen

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