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Homepage: Briketts aus Baumwollstängeln

Das Bornimer Institut für Agrartechnik (ATB) hilft bei der Lösung von Umweltproblemen im Nildelta

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Das Bornimer Institut für Agrartechnik (ATB) hilft bei der Lösung von Umweltproblemen im Nildelta Vollmond in Kairo? Im Oktober ist er nur zu erahnen, denn tagelang wird die Stadt von einer Smogwolke eingehüllt, Atemwegs- und Herzbeschwerden sind die Folge. Als Verursacher dieses alljährlich auftretenden Phänomens wurde neben der illegalen Verbrennung von Müll insbesondere die Landwirtschaft erkannt. Im Nildelta und am Nilufer wird seit langer Zeit Baumwolle angebaut – die langfaserige Baumwolle ist ein Hauptexportprodukt Ägyptens. Geerntet werden nur die weißen Faserknäuel, 1,6 Millionen Tonnen Stängel fallen jährlich als Reststoffe an. Die holzigen Stängel werden nach der Ernte von den Bauern auf dem Feld oder auf den Dächern gelagert, um sie später als Brennmaterial zu nutzen. Diese Praxis ist in die Kritik geraten, da in den Resten der Baumwollpflanzen die Larven des rosafarbenen Kapselwurms überdauern. Dieser Schädling kann eine Vielzahl verschiedener Nutzpflanzen attackieren, wobei der Befall von Baumwolle ökonomisch besonderes gravierend ist. Um die Ausbreitung zu verhindern verfügte das ägyptische Landwirtschaftsministerium 1999, dass die Baumwollstängel unmittelbar nach der Ernte im Oktober noch auf den Feldern verbrannt werden müssen. Unter der starken Rauchentwicklung dieser konzentrierten Verbrennungsaktion hatte vor allem Kairo zu leiden, was wiederum zur Folge hatte, dass das ägyptische Umweltministerium das Verbrennen gänzlich verbot. Seitdem tragen die beiden widersprüchlichen Verfügungen zur Rechtsunsicherheit bei den Landwirten bei. Die Bauern sehen sich in die Illegalität gedrängt: sie lagern die Stängel weiterhin oder verbrennen sie heimlich. Ein Forschungsprojekt in Kooperation zwischen dem Institut für Agratechnik Bornim (ATB) und der El Menoufiya Universität versucht Lösungswege aus diesem Dilemma zu finden. Im Mittelpunkt steht eine neue Technologie zur Weiterverarbeitung der Baumwollstängel. Die Stängel werden nach einer Woche natürlicher Trocknung auf dem Feld (bei 8-12 Prozent Feuchtigkeit) gehäckselt und zu Briketts gepresst. Der Druck und die Temperatur während des Pressvorgangs vernichten Larven und Eier des Baumwollschädlings. Die energiereichen „Holzbriketts“, die dann nicht nur gefahrlos, sondern auch platzsparend gelagert werden können, tragen in dieser Form zu einem maßgeblichen Teil zur ländlichen Energieversorgung bei. Etwa drei Prozent der in Ägypten benötigten Energie kann aus landwirtschaftlichen Reststoffen gewonnen werden, ein Drittel davon aus Baumwollstängeln. Diese Form erneuerbarer Energie hat Vorteile gegenüber fossilen Energieträgern: sie führt nicht zum Anstieg der Kohlendioxid-Emissionen, denn das bei der Verbrennung freigesetzte Kohlendioxid war der Atmosphäre unmittelbar vorher durch die wachsende Biomasse entnommen worden, und die Belastung durch andere Schadgase ist deutlich geringer. Die Investition in einfache mechanische oder hydraulische Pressen zur Herstellung der Briketts kann dieses Umweltproblem lösen helfen. Ehab El Saeidy von der im Nildelta gelegenen Universität El Menoufiya, der das Thema derzeit in Bornim bearbeitet: „Mir liegt am Herzen, dass Urlauber in Ägypten künftig nicht nur Sonne, Pyramiden und freundliche Menschen, sondern auch eine saubere Umwelt vorfinden. Nach meiner Rückkehr werde ich weiter an der Entwicklung von Verfahren arbeiten, mit denen auch andere Rückstände, etwa Mais- oder Reisstroh gewinnbringend für die Umwelt und nicht zuletzt für das bäuerliche Einkommen verarbeitet werden können.“ Das Verfahren der Brikettierung und Pelletierung von Holz und Halmgut ist übrigens auch in unseren Breiten ein Thema. Wie die Forscher des ATB jüngst bewiesen haben eignen sich Pappeln, Stroh und Hanfreste hervorragend zur Herstellung solcher Biobrennstoffe. HF

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