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Landeshauptstadt: „Bringt uns hier nicht Aids nach Potsdam“

Es war ein langsames Herantasten, auf vielen Ebenen. „Wir sind in Diskotheken gegangen – und rausgeflogen, wenn wir die Kondome ausgepackt haben“, erinnert sich Andreas Schlaak, einer der Mitgründer der Potsdamer Aidshilfe, an die Anfangszeit vor 20 Jahren.

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Es war ein langsames Herantasten, auf vielen Ebenen. „Wir sind in Diskotheken gegangen – und rausgeflogen, wenn wir die Kondome ausgepackt haben“, erinnert sich Andreas Schlaak, einer der Mitgründer der Potsdamer Aidshilfe, an die Anfangszeit vor 20 Jahren. Im Rathaus, bei Ämtern und Behörden – überall seien die Türen zugefallen, wenn die Aids-Aktivisten um Unterstützung baten. „Bringt uns hier nicht Aids nach Potsdam“, fasst Schlaak die Reaktionen zusammen.

Begonnen hatte es irgendwann 1990, und zwar in Westberlin, erinnert sich der 59-Jährige. Dort arbeitete Schlaak damals als Lehrer für Computertechnik und Sexualkunde an einer Berufsschule – und war ehrenamtlich bei der Berliner Aidshilfe aktiv. Eines Tages kam eine Lehrergruppe aus Potsdam zum Schulbesuch: Besonders eine Potsdamer Kollegin habe sich für die HIV-Präventionsarbeit interessiert. Nach Gesprächen mit weiteren Aktivisten stand dann schnell die Idee der Vereinsgründung im Raum.

Sie umzusetzen, erwies sich als kompliziert – in einer Zeit, in der auch das Rechtssystem im Umbruch war. Schlaak und erinnert sich an die ersten Treffen in Privatwohnungen, an die Suche nach einem Domizil und all die Formalitäten, die zur Vereinsgründung notwendig sind – es ging um ganz andere Dinge als in Berlin, wo Schlaak zur selben Zeit Aidskranke in ihren letzten Wochen begleitete.

Eigentlich habe er den Potsdamern nur Tipps geben wollen – plötzlich war er mittendrin und wurde in den Vorstand des neuen Vereins gewählt. „Gesellschaft funktioniert nur, wenn jeder mitmacht“, sagt Schlaak. Vier Jahre blieb er in Potsdam aktiv, kam mehrmals pro Woche nach Feierabend hierher.

Bei der Arbeit sei es zunächst darum gegangen, den Verein überhaupt bekannt zu machen, etwa mit Straßenaktionen am Weltaidstag. Bis die Aidshilfe Kontakt zu HIV-Betroffenen aufbaute, sollten noch Jahre vergehen. Unterstützung kam von Anfang an aus dem Gesundheitsamt, erinnert sich Schlaak. An die Aufbauarbeit in Potsdam denkt er gerne zurück: „Es war eine unglaublich spannende Zeit.“ jaha

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