zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Brockesches Haus wird Potsdam Museum

Oberbürgermeister Jakobs unterliegt mit Altem Rathaus und warnt vor „Puppenstube“ in der Yorckstraße

Stand:

Innenstadt - Mit einer Mehrheit von Linken und Christdemokraten entschied sich die Stadtverordnetenversammlung gestern Abend für das Brockesche Haus als künftigen Standort des Potsdam Museums. Damit richtete sich das Stadtparlament explizit gegen den Vorschlag des Oberbürgermeisters Jann Jakobs (SPD), die einzigartige kunst- und kulturgeschichtliche Sammlung des Museums künftig im Alten Rathaus am Alten Markt zu zeigen. Nach Voten des Kultur-, Finanz- und Bauausschusses für das Brockesche Haus hatte sich die Entscheidung der Stadtverordneten bereits im Vorfeld abgezeichnet. Sie entschieden sich für einen Beschlusstext, wonach in den Verhandlungen für einen Mietvertrag mit dem Eigentümer des Brockeschen Hauses, Lorenz Bruckner, auf ein für die Stadt kostengünstiges Ergebnis hingesteuert werden soll. Der Mietvertrag soll den Stadtverordneten bis Februar 2008 vorgelegt werden.

Um den Mietvertrag mit Bruckner ging es auch SPD-Fraktionschef Mike Schubert. Der Umzug sollte erfolgen „vorbehaltlich der positiven Entscheidung der Stadtverordnetenversammlung über den noch vorzulegenden Mietvertrag“. Ein eindeutiger Vorbehalt klang den Abgeordneten jedoch zu sehr nach Ausstiegsklausel. Saskia Hüneke (Bündnisgrüne): „Mike Schubert will die Beschlusslage wieder aufmachen.“ Der Finanzbeigeordnete Burckhart Exner (SPD) hatte sich mit dem Gedanken für Schuberts Antrag ausgesprochen, wonach im Hintergrund stehen müsse, dass die Verhandlungen mit Bruckner „auch scheitern können“. Das Ziel müsse sein, dass das Brockesche Haus genauso wirtschaftlich wird wie das Alte Rathaus. Schubert erklärte die Intention seines Vorbehalts so: „Wenn es zu teuer wird, kann ich es mir nicht leisten.“

Nachdem im Kulturausschuss falsche Zahlen zu den Kosten vorlagen, was Jakobs bestritt und Saskia Hüneke bestätigte, ist der Vertrauensverlust gegenüber der Verwaltung groß: An Jakobs gerichtet erklärte Hans-Jürgen Scharfenberg, „nun rächt sich, was sie betrieben haben“. Mit dem Schubert-Zusatz „müssen wir befürchten, dass die Verwaltung nicht so verhandelt, wie wir es wollen“, so Scharfenberg.

Jakobs selbst warnte vor jährlichen 200 000 Euro Mehrkosten für das Brockesche Haus im Vergleich zum Alten Rathaus. Auch sei er inhaltlich gegen das nach Plänen Carl von Gontards 1770 errichtete Brockesche Haus: „Wir wollen keine Puppenstube“, so Jakobs. Er fürchte ein statisches Konzept: „Es wird ein wunderschönes schnuckliges Heimatmuseum.“ Nötig seien Wechselausstellungen. „Dazu braucht man jedoch andere Räume, als die im Brockeschen Haus“, so Jakobs. Im Alten Rathaus könne aus seiner Sicht die bürgerliche Geschichte der Stadt am Besten dargestellt werden.

Das Alte Rathaus ist gut, das Brockesche Haus ist besser – und „das Bessere ist der Feind des Guten“. So fasste der Kulturausschussvorsitzende Eberhard Kapuste (CDU) die Mehrheitsstimmung zusammen. Der Finanzbeigeordnete Exner habe „seine Pflicht als Kassandra ehrenvoll erfüllt“, jedoch koste Kultur eben auch etwas, was aber der Stadt zugute komme. Allerdings sprach er sich dagegen aus, für die Kosten der Anmietung des Brockeschen Hauses den Kulturetat „bluten“ zu lassen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })