Landeshauptstadt: Brocksches Haus als Bibliothek
Das Barockpalais des königlichen Glasschleifers hat eine neue Perspektive
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Das Barockpalais des königlichen Glasschleifers hat eine neue Perspektive Innenstadt - Trotz der geringen Gebäudetiefe von nur acht Metern wäre ein Ausbau des Brockschen Palais in der Yorckstraße 29 zur Stadtbibliothek nicht ausgeschlossen. So kommentierte Prof. Dr. Margot Arbri einen Nutzungsvorschlag, der im Kulturausschuss der Stadtverordnetenversammlung diskutiert worden war (PNN berichteten). Die an der Fachhochschule Potsdam lehrende Architektin hat auf Anregung von Stadtkonservator Andreas Kalesse und im Auftrag des Hauseigentümers, der Deutschen Telekom, durch Studenten Vorschläge zur Rettung und neuen Verwendung des verfallenen Gontard-Baus am Stadtkanal erarbeiten lassen. Angetan von der Idee zeigte sich Thomas Schwarz von der Verwaltungsgesellschaft Sireo, die von der Telekom mit der Veräußerung der Immobilie beauftragt ist. „Eine solche Nutzung des hochwertigen Baudenkmals durch die öffentliche Hand entspräche dem Intentionen unseres Auftraggebers“, erklärte er gegenüber PNN. Eine konkrete Anfrage seitens der Stadtverwaltung liege allerdings noch nicht vor. Die Studentenarbeiten waren von einer Verwendung des Baus für so genannte „englische Reihenhäuser“, mehretagige Nobelwohnungen von 280 bis 480 Quadratmeter Größe, oder als Hotel ausgegangen. Diese Umnutzung hätte den Wiederaufbau der verloren gegangen beiden Nebengebäude oder einen Erweiterungsbau im Hofgelände erfordert. Dies sei auch für eine Nutzung als Stadtbibliothek erforderlich, erläuterte Frau Prof. Arbri, um alle Funktionen unterzubringen. Im Inneren des Palais hat sich die ursprüngliche Raumstruktur nur in Teilen erhalten. Eine Anpassung an die Belange der Bibliothek hält Arbri deshalb für möglich. Bewahrt bleiben müssten aber neben der Gontardschen Fassade auf jeden Fall wichtige Originalbauteile wie barocke Treppenhäuser und Türen sowie der Festaal im Obergeschoss. Für den Wiederaufbau der Nebengebäude beziehungsweise des Ergänzungsbaus auf dem Hof sehen bereits die Studentenarbeiten moderne, aber dem historischen Stadtbild angepasste Formen vor. Das Palais war 1770 durch Carl von Gontard entworfen und 1776 für den Glasschleifer Johann Christoph Brockes (1737 - 1804) errichtet worden. Als Vorbild diente das Hotel de Ville im französischen Nancy. Mit seiner prachtvollen Fassadengestaltung und nicht weniger als 50 Räumen stellte es für einen Handwerker eine wahrhaft großzügige Wohnstätte dar, zudem sich die staub- und lärmintensive Glasschleiferwerkstatt höchstwahrscheinlich an anderer Stelle befand. Brockes war vor allem durch die Lieferung von Kronleuchtern und deren Behang an den königlichen Hof ein reicher Mann geworden. Hinzu kam, dass König Friedrich II. für die von ihm in der Stadt errichteten Prachtbauten nicht genügend Interessenten aus dem Adel fand. Das in der DDR-Zeit von der Telefonbuchabteilung der Post genutzte Gebäude steht seit Mitte der 90er Jahre leer. Trotz des starken Verfalls sei es jedoch nicht einsturzgefährdet, erklärt Sireo. Das Dach wurde abgedichtet, durch einen Zaun und die Sicherung der Türen komme man auch der Verkehrsicherheitspflicht nach. Erhart Hohenstein
Erhart Hohenstein
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