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Links und rechts der Langen Brücke: Brücke schlägt Palast

Guido Berg erkennt ein Bemühen der Bauverwaltung nach mehr Transparenz – doch bis es gut ist, ist der Weg noch lang. Das zeigen die Pläne für die Alte Fahrt

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Wie schön, dass das Palais Barberini nicht dort stand, wo alte Fotos das Palasthotel zeigen, an der Ecke, die Humboldtstraße und Lange Brücke bilden. Dann hätte die gerade entstehende Trambrücke glatt die Rekonstruktion des 1771 errichteten, 1945 zerstörten und als architektonisch wertvoll geltenden Palastes unmöglich gemacht. Und was für ein Glück, dass es das Palais Barberini ist, für das sich die als kämpferisch herausgestellte Bürgerinitiative Mitteschön so stark macht wie für die Knobelsdorff-Fassade des alten Stadtschlosses. Und nicht etwa für das wilhelminische Palasthotel. Aus reinen technischen Zwängen ist die Bauverwaltung von den Vorgaben der Planungswerkstatt Potsdamer Mitte für die Neubebauung des Ufers der Alten Fahrt abgewichen. Diese hatte die Möglichkeit der Wiedererrichtung des Palasthotels noch offengelassen. Doch nun hat die Bauverwaltung festgestellt, dass im Zuge des Baus der Trambrücke beispielsweise eine Regenwasserentwässerungsanlage hinkommt, wo vor 1918 des Kaisers Gäste Quartier nahmen. Nun ist dort die Errichtung eines „Havelplatzes“ vorgesehen – damit die darunter liegende Technik gewartet werden kann. Zwar regt sich in der Potsdamer Bürgerschaft in diesem Fall kein Widerspruch, da ihr das Palasthotel als „architektonischer Unfall“ gilt (PNN berichteten). Doch zeigt das Beispiel exemplarisch, von welchen Zufälligkeiten und selbst in die Welt geworfenen Zwängen die Truppe um die Baubeigeordnete Elke von Kuick-Frenz (SPD) städtebaulich äußerst relevante Entscheidungen abhängig macht. Das ist hoch riskant! Im Augenblick wedelt die Beigeordnete mit einem Gutachten, wonach das Palais Barberini angeblich viel zu groß wäre für ein Hotel. Sie sagt aber nicht dazu, ob das Gutachten noch mit oder bereits ohne die 210 Zimmer des Hotelhochhauses Mercure rechnet. Denn dass dieses 1969 errichtete Haus städtebaulich zur Disposition steht, ist weitgehend unbestritten. Gleichzeitig fragt die Baubeigeordnete, ob nicht die originalen Seitenflügel des Palais Barberini für eine Hotel-Nutzung verbreitert werden könnten. Wie passt das zusammen? Mit der Bürgerversammlung am Mittwoch hat die Bauverwaltung mehr Bürgerbeteiligung gewagt, als sie müsste. Doch zur Transparenz gehört die logische Widerspruchsfreiheit der eigenen Darstellung und vor allem ein Mehr an Informationen.

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