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Landeshauptstadt: Brückenbau schädigt Erbe von Persius

Sacrow-Paretzer-Kanal-Ausbau kommt 2009 / Neue „Brücke des Friedens“ neben Hauptachse auf Insel

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Die Stadt Potsdam geht nicht mehr davon aus, dass der Ausbau des Sacrow-Paretzer-Kanals noch abgewendet werden kann. Das Planfeststellungsverfahren steht „kurz vor dem Abschluss“, erklärte Stadtplanungschef Andreas Goetzmann am Dienstagabend im Bauausschuss. Es sei „wenig wahrscheinlich“, dass der Bund für die Planfeststellung „Millionen- Kosten in die Hand nimmt, um anschließend diesen Teil des Verkehrsprojektes Nummer 17 zu streichen“. Alle Aussagen aus Bundesdienststellen ließen darauf schließen, „dass das Projekt realisiert wird“, sagte Goetzmann. Die Stadt Potsdam hatte den Kanalausbau in einer Stellungnahme mit Verweis auf Auswirkungen auf die Welterbelandschaft und nicht abschätzbarer ökologischer Folgen abgelehnt. Rolf Dietrich vom Wasserstraßenneubauamt Berlin ging gestern gegenüber den PNN davon aus, dass „im nächsten Jahr Baubeginn“ für das zunächst mit 65 Millionen Euro Baukosten veranschlagte Bundesvorhaben sein werde.

Bereits abgeschlossen ist das Planfeststellungsverfahren für den Neubau der Nedlitzer Südbrücke, der „Brücke des Friedens“. Entgegen den Auffassungen der Stadt Potsdam soll der neue Übergang zur Fahrländer Insel von Potsdam aus gesehen links der alten Brücke errichtet werden. Die Straße wird „verschwenkt“, Autofahrer werden künftig einen kleinen Bogen fahren müssen. „Ich übernehme dafür nicht die Verantwortung“, stellte Stadtplanungschef Goetzmann in der Ausschusssitzung klar: „Meine Unterschriften stehen unter der negativen Stellungnahme der Stadt Potsdam.“ Goetzmann sprach von einer „ausgesprochen unlogischen und wenig nachvollziehbaren Verschwenkung des Straßenzuges.“ Gegen den Brückenbau zu klagen verzichte die Stadt aufgrund mangelnder Erfolgsaussichten.

Gegenüber den PNN erklärte Potsdams oberster Stadtplaner seine Ablehnung der Straßenverschwenkung mit einer Beeinträchtigung des Potsdamer Welterbes. Die Brückenbauten an der Nedlitzer Nordbrücke – diese war 2001 trotz Denkmalschutzstatus abgerissen worden – stammten vom bedeutenden Potsdamer Architekten Ludwig Persius. Die Geradlinigkeit der Straße stelle die historische Situation von Persius dar und sei eine „maßgebliche Achse auf die Insel Potsdam“. Goetzmann sieht darin Parallelen zu den von Peter Josef Lenné geplanten langen Alleen in der nahen Feldflur. Wenn die großen Planer von Potsdam eine Biegung vorsahen, dann nur „um den Blick auf etwas zu lenken“. Goetzmann: „Leute wie Pückler oder Persius wären nie auf die Idee gekommen, vor der Brücke einen Wegschwenk nach links und dahinter wieder einen Schwenk nach rechts zu machen.“

Baubevollmächtigter für die Nedlitzer Süd-Brücke ist Klaus-Dieter Rust vom Wasserstraßenneubauamt Berlin. Der Planfeststellungbeschluss trete Ende Juli in Kraft, sagte er gestern den PNN. Nach der Abstimmung des Entwurfs mit der Stadt Potsdam und der Ausschreibung werde im Mai oder Juni 2009 Baubeginn sein. Die Planungssumme für den Brückenneubau betrage momentan fünf bis sechs Millionen Euro. Die alte „Brücke des Friedens“ werde während der Bauzeit weiterhin den Verkehr über den Sacrow-Paretzer-Kanals aufnehmen. Danach „reißen wir die alte Brücke ab“, sagte Rust. Bei einem Neubau, eine Stabbogenbrücke, genau an der Stelle der alten Brücke, eine Stahlfachwerkbrücke, hätte für die Bauzeit eine Behelfsbrücke gebaut werden müssen. Dies sei aber nicht der Hauptgrund; „es geht nicht ums Geld“, so Rust. Ausschlaggebend für die Entscheidung sei die Tatsache, dass sich die Brücke neben einem Brunnen des Nedlitzer Wasserwerkes und somit in der höchsten Wasserschutzzone Drei befindet. Die Gefahren für das Potsdamer Trinkwasser seien in der jetzt gewählten Variante geringer.

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