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Sport: Bruder-Duelle mit Folgen

Schon als Kinder waren die Rollen bei Matthias und Tobias Frank klar verteilt: Der eine stand vorm Carport, der andere schoss drauf. Heute spielen sie beim VfL Potsdam im Tor und in der Abwehr

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Inzwischen dürften sich die Trainer des SV Eichstädt revidiert haben. Als Matthias Frank als Sechstklässler über die Handball-AG seiner Schule zu dem oberhavelländischen Handballverein kam, „wollte mich da keiner haben“, erinnert sich der 23-jährige Torwart des VfL Potsdam. Heute gilt Matthias Frank als einer der besten Torhüter der dritten Liga. „Auf dem Feld war ich vollkommen untalentiert“, erklärt er das ablehnende Kopfschütteln der damaligen Übungsleiter. Nur einer erkannte sein Talent: Eichstädts Nachwuchscoach Michael Gebhardt stellte Frank ins Tor, wo er fortan auch bei den älteren Jahrgängen spielte.

Bei seinem zwei Jahre jüngeren Bruder Tobias war das anders. „Ich bin ein sportlicher Allrounder, brauche jeden Tag Sport“, sagt er selbst über sich. Während Matthias beim Fußball auf dem Bolzplatz „immer der Dumme war, der ins Tor musste“, wie er erzählt, war Tobias heiß begehrt: Ihn wollte jeder in seinem Team haben. Bei den Landesjugendspielen holte er die Hälfte aller Punkte der gesamten Schulauswahl, beim Fußball spielte er immer im Sturm. Und als er mit dem Handballspielen begann, „sind die Torhüter immer aus dem Tor gerannt, wenn Tobi auf sie zurannte und abzog“, erinnert sich sein Bruder. Kein Wunder: Tobias war mit zwölf Jahren schon 1,90 Meter groß und hatte eine „irre Fackel“, wie Matthias die Wurfkraft des jüngeren Bruders umschreibt.

Vielleicht sind die brüderlichen Duelle aus der Kindheit ein Grund, weshalb Matthias zu einem guten Torwart wurde. Stundenlang haben sie gespielt – auf dem Fußballplatz, auf dem Hof, vor dem Carport. „Tobias hat geschossen und ich stand im Tor“, erzählt Matthias, der als Kind unbedingt Eishockeytorwart werden wollte. Er hatte beim SV Eichstädt gerade mal ein halbes Jahr Handball gespielt, als er als Siebtklässler an die Sportschule nach Potsdam kam. „Ich bin hierhergekommen und hatte nicht wirklich Ahnung vom Handball“, meint er. Doch sein Leitmotiv – „Ich will Entwicklung sehen – im Handball und im Job“ – stand Pate bei seiner Entwicklung zum Leistungsträger des VfL

Dass Bruder Tobias zwei Jahre später ebenfalls nach Potsdam kam, war nahezu logisch. „Ich bin Matze immer hinterhergelaufen“, sagt der 21-jährige Abwehrrecke. Als er mit der A-Jugend des VfL in der erste Bundesliga gegen den Abstieg spielte, zweifelte er am Fortgang seiner Karriere. „Die Truppe hatte ziemlich schnell den Geist aufgegeben“, erinnert er sich. Das habe ihm, dem Siegertypen, nicht gefallen. Auch die Schule habe unter der Belastung der täglich zwei Trainingseinheiten und der ständigen Wettkampffahrten gelitten. „Die Luft war raus und der Reiz weg“, begründet Tobias Frank seine einjährige Auszeit. Neu begeistern konnte ihn Axel Bornemann, der aktuelle Trainer der A-Jugend, bei der Tobias Frank als Athletikcoach half, ehe ihn Bornemann zu Beginn dieser Saison zur Rückkehr aufs Parkett animierte.

Dort ist der angehende Industriemechaniker in der Abwehr fürs kräftige Zupacken zuständig, während Bruder Matthias lautstark seine Vorderleute dirigiert. „Dabei brülle ich Tobi genauso an wie jeden anderen“, sagt er. Da gibt es keine Rücksicht auf Freunde und Verwandte. Jedoch: „Wenn Tobi ein Tor wirft, spüre ich schon eine besondere Freude", gesteht Matthias Frank.

„Zwei Brüder in einer Mannschaft zu haben, ist sicher nicht alltäglich“, meint VfL-Coach Jens Deffke. Für sein Team sei es ein Glücksfall, weil der brüderliche Zusammenhalt eine Vorbildwirkung auf die Mannschaft habe. „Beide spielen eine wichtige Rolle“, sagt Deffke. Matthias gebe als Torwart enormen Rückhalt. „Und Tobias ist in der Abwehr eine wichtige Größe – nicht nur wegen seiner 1,97 Meter.“ Am heutigen Samstag, wenn der Tabellenzweite HF Springe zu Gast in der MBS-Arena ist, braucht Deffke die Abwehrqualitäten der Frank-Brüder. Nach der 25:24-Hinspielsieg des VfL in Springe werden die Gäste „heiß auf Revanche sein“, vermutet Deffke. Er sieht den auswärtsstarken Gegner auch als Favoriten. „Wir wollen 60 Minuten ein unbequemer Gegner sein“, sagt er.

Samstag, 19.30 Uhr, MBS-Arena

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